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Blut- bzw. Buckelbienen · Sphecodes
Artenportraits:  Sphecodes  albilabris ·  ephippius ·  gibbus ·  miniatus ·  monilicornis ·  pellucidus

"Blutbienen" – englisch: "Blood Bees", niederländisch "Bosbloedbij" – sind durch ihren charakteristisch roten Hinterleib und ihre meist geringe Größe gekennzeichnet. Das bewirkt, daß der Laie

Wie ähnlich schwarz-rot gezeichnete Wespen sind Blutbienen nur spärlich behaart bzw. auf dem roten Abdomen fast kahl; sie unterscheiden sich von Wespen aber durch ihren gedrungenen Körperbau und ihr Verhalten: Grabwespen (Sphecidae) etwa sind deutlich schlanker und zeigen eine ausgeprägte lange Wespentaille, die durch den Petiolus entsteht, das meist lange stielartige Mittelteil bzw. gut bewegliche erste Segment des Abdomens; außerdem laufen sie ruckartig und werfen immer wieder die Flügel auf. Anders als Wespen suchen Sphecodes-Arten am Boden weder Nahrung noch geeignete Nistmöglichkeiten, sondern nur die Nester anderer Bienen, um dort wie der Kuckucksvogel ihre Eier abzulegen. Sie sind also wie viele andere Bienenarten (etwa ein Viertel) Kuckucksbienen bzw. Brutschmarotzer, die andere Bienen parasitieren.

Ihr bisweilen blutrünstiger Lebenswandel läßt aber auch noch eine zweite Interpretation ihres deutschen Gattungsnamens zu: Blutbienen-Weibchen dringen nicht nur in Abwesenheit ihrer Wirtinnen in deren Brutzellen ein, sondern überfallen und vertreiben oder töten sie manchmal, um ihre Eier im Wirtsnest abzulegen. Dieses brutale Vorgehen wurde an den Nestern solitärer wie auch und vor allem (primitiv eu-) sozialer Wirtinnen beobachtet – nämlich bei Furchenbienen (Halictus + Lasioglossum) –, deren Arbeiterinnen ihre Wächterfunktion mit dem Leben bezahlen. Die Blutbiene bricht hier rabiat schon verschlossene Brutzellen auf, tötet das Ei oder die Larve der Königin, legt ihr eigenes Ei auf den Proviant und verschließt die Zelle wieder.

Blutbiene   Blutbiene
Eine Blutbiene in einer Solitärbienen-Aggregation auf der Suche nach einem Nesteingang ...   Der weiße Auswurf vor diesem Loch läßt eine Niströhre erkennen · Fotos: Solingen, 27.04.2004

In Deutschland sind nach Westrich und Dathe (1997 & 1998) 25 Arten bekannt. Allen ist der schwarze Kopf und Thorax eigen, das Abdomen ist in der Regel leuchtend dunkelrot, bei den Männchen einiger kleiner Arten jedoch schwarz. Bei der größten Art, Sphecodes alilabris, ist allerdings die Abdomen-Spitze nur der Weibchen schwärzlich. Drohnen lassen sich natürlich auch durch die 7 (gegenüber 6) Abdomensegmente und 13 (statt 12) Fühlerglieder von Weibchen unterscheiden. Die Körperlängen reichen von 4–14 mm. Die Artbestimmung ist aufgrund der großen Ähnlichkeit der mittelgroßen und kleinen Arten untereinander nur geübten Fachleuten möglich.

Die verschiedenen Sphecodes-Arten sind unterschiedlich stark auf Wirtsbienen spezialisiert: Manche sind an eine Art gebunden, andere haben mehrere Wirtsarten zur Auswahl. Diese gehören häufig zu den Furchenbienen (Halictus + Lasioglossum), aber auch zu den Sandbienen (Andrena) und Seidenbienen (Colletes). Einige Wirtsarten sind noch unbekannt.

Blutbienen kann man bis in den Herbst hinein finden. Zwei Fortpflanzungsstrategien lassen sich bei ihnen unterscheiden. In der nachfolgende Tabelle werden diese mit "Typ I" oder "Typ II" gekennzeichnet:

  1. Die Weibchen der meisten Arten wurden bereits im Vorjahr befruchtet, sie tauchen im Frühjahr bis Frühsommer auf und legen ihre Eier in die Wirtsnester. Aus diesen schlüpfen im Sommer bis Herbst Männchen und Weibchen, die sich paaren. Nur die Weibchen überwintern.
  2. Die Weibchen einiger Blutbienen-Arten (S. majalis, rubicundus, spinulosus und vermutlich ruficrus) erscheinen zusammen mit den Männchen im Frühjahr und paaren sich erst jetzt. Dies entspricht den Flugzeiten ihrer solitären und univoltinen Wirte, die nur eine Frühjahrgeneration hervorbringen.
SphecodesWirtsartFlugzeit
S. albilabris
(FABRICIUS 1793)
Colletes cunicularius
Melitturga clavicornis
Typ I: W. Mitte April–Ende Mai;
M. & W. ab Ende Juli,
M. bis Ende Sept, W. bis Ende Aug
S. crassus
THOMSON 1870
Lasioglossum pauxillum, L. punctatissimum
evtl. L. nitidiusculum + L. quadrinotatulum
Typ I: W. Mai–Juni;
M. & W. Juni–September
S. cristatus
VON HAGENS 1882
Halictus subauratus
vermutlich auch H. confusus
Typ I: W. Juli–August?;
M. Juli–September?
S. croaticus
MEYER 1922
vermutlich L. interruptumTyp I: August? Verschollen?
S. ephippius
(LINNAEUS 1767)
Lasioglossum leucozonium, L. quadrinotatulum
Halictus tumulorum,
evtl. auch Andrena chrysopyga
Typ I: W. Mitte März–Juni;
M. & W. Juli–Oktober
S. ferruginatus
VON HAGENS 1882
Lasioglossum calceatum-Gruppe:
L. fulvicorne, L. paucillum, L. laticeps
Typ I: W. Mai–Juni;
M. & W. Juli–September
S. geoffrellus
(KIRBY 1802)
kleine Lasioglossum-Arten:
L. morio, L. leucopus, L. nitidiusculum
Typ I: W. April–Juli;
M. &: W. Juli–Oktober
S. gibbus
(LINNAEUS 1758)
Halictus rubicundus, H. quadricinctus,
H. sexcinctus
, vermutlich H. maculatus
evtl. Andrana vaga + Colletes culicularius
Typ I: W. ab Mitte April;
M. &: W. Juni–September
S. hyalinatus
VON HAGENS 1882
Lasioglossum fulvicorne, vermutlich L. fratellumTyp I: W. Mitte April–Anfang Juni
M. Anfang Juni–Anfang Sept.,
W. Mitte Juni–Anfang September
S. longulus
VON HAGENS 1882
Lasioglossum minutissimum,
vermutlich L. morio + L. leucopus
Typ I: W. Mai–Juni;
M. & W. Juni–Oktober
S. majalis
PÉREZ 1903
Lasioglossum pallensTyp II: W. &. W. im Frühjahr
zusammen mit dem Wirt
S. marginatus
VON HAGENS 1882
?Typ ?: ?
S. miniatus
VON HAGENS 1882
Lasioglossum nitidiusculum,
vermutlich L. sexstrigatum + L. politum,
evtl. L. morio
Typ I: W. April–Juni;
M. &. W. Juli–September
S. monilicornis
(KIRBY 1802)
Lasioglossum calceatum-Gruppe:
L. malachurum, L. calceatum, L. albipes
Typ I: W. April–Juli;
M. &. W. Juli–September
S. niger
VON HAGENS 1874
Lasioglossum morio
vermutlich L. lucidulum
Typ I: W. Mai–Juni;
M. & W. Juli–Oktober
S. pellucidus
SMITH 1845
Andrena barbilabrisTyp I: W. Ende März–Juni;
M. & W. Juli–Oktober (bivoltin?)
S. pseudofasciatus
BLÜTHGEN 1925
?Typ I: W. Mai; M. & W. Aug–Sept?
S. puncticeps
THOMSON 1870
Lasioglossum villosulum, evtl. L. brevicorneTyp I: W. April–Juli;
M. & W. Juli–September
S. reticulatus
THOMSON 1870
Andrena barbilabrisTyp I: W. Mai–Juli;
M. & W. Juli–Oktober
S. rubicundus
VON HAGENS 1875
Andrena labialisTyp II: M. & W. im Frühjahr
zusammen mit dem Wirt
S. ruficrus
(ERICHSON 1835)
evtl. Andrena decipiensTyp II: M. & W. vermutl. im Frühjahr
zusammen mit dem Wirt
S. rufiventris
(PANZER 1798)
Halictus maculatusTyp I: W. Mai–Juni;
M. &. W. Juli–September
S. scabricollis
WESMAEL 1835
vermutlich Lasioglossum zonulumTyp I: W. Juni–September?;
M. September?
S. schenckii
VON HAGENS 1882
?Typ ?: ?
S. spinulosus
VON HAGENS 1875
Lasioglossum xanthopusTyp II: M. & W. im Frühjahr
zusammen mit dem Wirt
Daten nach Westrich (1990): Die Wildbienen Baden-Württembergs und Müller/Krebs/Amiet (1997): Bienen

Sphecodes Latreille 1804 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997), Westrich & Dathe (1997 & 1998) etc.
S. caspicus Morawitz 1874
S. albilabris* (Fabricius 1793)
S. crassus Thomson 1870
S. cristatus* von Hagens 1882
S. croaticus Meyer 1922
S. ephippius* (Linnaeus 1767)
S. ferruginatus von Hegens 1882
S. geoffrellus* (Kirby 1802)
S. gibbus (Linnaeus 1758)
S. hyalinatus von Hagens 1882
S. longulus von Hagens 1882
S. majalis Pérez 1903
S. marginatus von Hagens 1882
S. miniatus** von Hagens 1882
S. monilicornis (Kirby 1802)
S. niger von Hagens 1874
S. pellucidus* Smith 1845
S. pseudofasciatus Blüthgen 1925
S. puncticeps Thomson 1870
S. reticulatus Thomson 1870
S. rubicundus von Hagens 1875
S. ruficrus (Erichson 1835)
S. rufiventris* (Panzer 1798)
S. scabricollis Wesmael 1835
S. schenckii von Hagens 1882
S. spinolosus von Hagens 1875

26 Arten
(pro Spalte bis 10)
*Synonyma: nach Müller et al. (1997), Westrich (1990) sowie Westrich & Dathe (1997 & 1998):
  • Sphecodes dimidiatus Hagens 1882 → Sphecodes miniatus Hagens 1882
  • Sphecodes divisus (Kirby 1802) → Sphecodes ephippius (Linnaeus 1767)
  • Sphecodes fasciatus Hagens 1882 → Sphecodes geoffrellus (Kirby 1802)
  • Sphecodes fuscipennis (Germar 1819) → Sphecodes albilabris (Fabricius 1793)
  • Sphecodes marginatus Hagens 1882 → Sphecodes miniatus Hagens 1882
  • Sphecodes pilifrons Thomson 1870 → Sphecodes pellucidus Smith 1845
  • Sphecodes subovalis Schenck 1853 → Sphecodes rufiventris (Panzer 1798)
  • Sphecodes variegatus Hagens 1882 → Sphecodes crassus Thomson 1870
  • Bestimmungsliteratur:

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