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Steppenbienen · Nomioides
Artenportrait:  Nomioides minutissimus

Steppenbienen sind von den Kanarischen Inseln über Afrika einschließlich Madagaskar, den gesamten Mittelmeerraum und Mitteleuropa bis Nordaustralien verbreitet und haben in Zentralasien ihren Schwerpunkt, was den deutschen Gattungsnamen erklärt. Der wissenschaftliche Gattungsname Nomioides klingt zwar nach der Gattung Nomia (zu der manche Autoren als Untergattung Pseudapis stellen), eine Ähnlichkeit ist jedoch nicht zu erkennen – eher könnte man die Weibchen der beiden Arten des deutschsprachigen Raumes (N. minutissimus & N. variegatus) wegen des gelben Abdomens aus der Entfernung für kleine Wespen halten, die dem erwarteten schwarz-gelben Erscheinungsbild der sozialen Wespen entsprechen.
    Steppenbienen sind jedoch nur 3–5 mm lang, Kopf und Thorax sind metallisch dunkelgrün, das Abdomen aber blaßgelb mit schwarzbrauner Bänderung, was die Weibchen dort, wo sie vorkommen, unverwechselbar macht. Die schlankeren Drohnen könnte man ohne Gelbfärbung und ihren langen Fühlern jedoch mit ähnlich kleinen Lasioglossum-Arten verwechseln.

Unsere Nomioides minutissimus ("Dünen-Steppenbiene" bzw. "Sandsteppenbiene") ist polylektisch, sammelt Pollen also auf Blüten mehrerer Pflanzenfamilien, was eine geringe Abhängigkeit von Nahrungsressourcen bedeutet. Transportiert wird der Pollen an der Haarbürste der Hinterschienen (Tibiae) und Hinterferse (Metatarsus) und in Körbchen auf der Unterseite ihrer Hinterschenkel (Femora). Problematisch ist jedoch die Bindung der Nomioides-Arten an vegetationsarme sandige Habitate, vor allem Binnendünen: Nur in den wenigen erhaltenen vegetationsarmen Relikten einst großer Flugsandgebiete findet Nomioides minutissimus seine Temperaturansprüche erfüllt.
    Steppenbienen sind Hochsommerbienen, die in einer Generation zwischen Juni und August fliegen (univoltin). Sie nisten solitär, vermutlich aber auch kommunal ( Sozialverhalten) und meist in Aggregationen in ebenen bis leicht schrägen vegetationslosen bis schütter bewachsenen Flächen in ca. 15–45 cm tiefen selbstgegrabenen Bodenestern. Zunächst graben die Weibchen einen senkrechten Hauptgang, der wie bei Furchenbienen (Halictus & Lasioglossum) unten blind endet. Die horizontalen Brutzellen – bis 20 je Nest – liegen einzeln am Ende mehrfach verzweigter bis 8 cm langer waagerechter Seitengänge, die nach dem Verschließen der Zellen verfüllt werden. Die Larven spinnen keinen Kokon. Parasitiert wird Nomioides von der Kuckucksbiene Sphecodes nomioidis, einer Blutbiene, die in Mitteleuropa allerdings noch nicht entdeckt wurde.

Steppenbienen sind extrem selten und fliegen in Deutschland nur an wenigen Stellen im Süden, praktisch nur auf Binnendünen. Ob die Klimaerwärmung als eine der wenigen positiven Auswirkungen in Deutschland zu einer Renaissance dieser fliegenden Wärmezeit-Relikte führt?

Nomioides Schenck 1867 nach Schwarz et al. (1996), Müller (1997) sowie Westrich & Dathe (1997 & '98)
N. minutissimus (Rossi 1790) N. variegatus (Olivier 1789)
2 Arten

Außerhalb Deutschlands, vor allem im Mittelmeerraum, gibt es weitere und sehr ähnliche Arten von Steppenbienen. Eine davon ist Nomioides facilis, die vermutlich auf den folgenden beiden Fotos zu sehen ist. Diese wurden im französischen Mittelmeer-Département Gard aufgenommen. Dem Fotografen ist angesichts der Winzigkeit dieser Bienenart Respekt zu zollen!

Nomioides facilis, W   Nomioides facilis, W
Vermutlich die Steppenbiene Nomioides facilis (Smith, 1853)  · Rousson (F), 31.7.2016 (wal)   Vermutlich Nomioides facilis  · Rousson, Département Gard (F), 30.7.2016 (walNach außerhalb dieser Sektion)

Bestimmungsliteratur:


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