Zur Leitseite > Wildbienen-Startseite Wildbienen >  WB-Arten

Andrena  agilissima ·  apicata ·  barbilabris ·  bicolor ·  bimaculata ·  [carantonica] ·  chrysosceles ·  cineraria ·  clarkella ·  coitana ·  curvungula ·  denticulata ·  dorsata ·  ferox ·  flavipes ·  florea ·  fucata ·  fucata ·  fulva ·  fulvago ·  fuscipes ·  gravida ·  haemorrhoa ·  hattorfiana ·  helvola ·  humilis ·  labiata ·  lapponica ·  lathyri ·  marginata ·  minutula ·  nigroaenea ·  nitida ·  nuptialis ·  nycthemera ·  ovatula ·  pilipes ·  potentillae ·  praecox ·  proxima ·  rosae ·  ruficrus ·  scotica ·  stragulata ·  subopaca ·  tarsata ·  tibialis ·  tscheki ·  vaga ·  varians ·  ventralis ·  viridescens


Sand- bzw. Erdbienen: Andrena scotica [carantonica]

Artname: Andrena scotica Perkins 1917
Synonyma: A. jacobi Pérez 1902 [s. a. A. sabulosa (Scopoli 1763)]; Andrena carantonica Pérez 1902
Volksmund: deutsch: "Schottische Erdbiene" · englisch: "Chocolate Mining-Bee" · niederländisch: "Meidoornzandbij"
Merkmale: In Größe & Färbung Honigbienen-ähnlich: insgesamt dunkelbraun mit schwarz-weißer Hinterbein-Sammelbürste. W.: 12–14 mm; Gesicht oben schwarz, Foveae doppelt so breit wie ein Fühler, 3. Glied fast so lang wie 4. & 5. zs.; Thorax dunkel bepelzt; Scopae auffällig schwarz & weiß; Tergite genarbt und locker, auf den Endrändern dichter behaart, auf dem 5. Tergit schwarz, sonst hellbraun. M.: 11–13 mm; ähnlich W., aber: auffällig lange Mandibeln, Wangen hinten mit Zähnchen, breite Schläfen, 3. Fühlerglied so lang wie breit, 4. doppelt so lang; Tergit-Endränder rötlich, 3.–5. Tergit schwarz behaart.
Verbreitung: Nord- & Mitteleuropa vom 41°–62° nördl. Breite; in den Schweizer Alpen bis 1000 m; ganz Deutschland.
Lebensraum: trockene Wiesen, Dämme, Dünen, Waldränder, Hecken, Sand- und Kiesgruben, Gärten & Parks.
Fortpflanzung:  in selbstgegrabenen Erdnestern an schütter bewachsenen Stellen in verschiedenen Böden, in Natursteinmauern und auch am Haus. Kommunale Nistweise ( Sozialverhalten): Mehrere, oft viele benutzen einen gemeinsamen Nesteingang.
Kuckuck: die Wespenbiene Nomada flava & Nomada marhamella.
Nahrung,
Nestproviant:
unspezialisert (polylektisch), 10 Pflanzenfamilien: Ahorngewächse (Aceraceae), Doldengew. (Apiaceae), Stechpalmengew. (Aquifoliaceae), Korbblütler (Asteraceae), Kreuzblütler (Brassicaceae), Hartriegelgew. (Cornaceae), Buchengew. (Fagaceae), Hahnenfußgew. (Ranunculaceae), Rosengew. (Rosaceae) = bevorzugt, Weidengew. (Salicaceae).
Flugzeit: 1 Generation im Jahr (univoltin): April–Mai (M) bzw. Juni (W).
Andrena scotica/carantonica, W
Andrena scotica/carantonica  an Apfelblüten · Oberhausen, 26.04.2008

Diese Sandbiene ist in der entomologischen Literatur aktuell unter zwei wissenschaftlichen Namen zu finden: Andrena scotica und Andrena carantonica. Letzterer wurde zwar schon 1902 vergeben, bezeichnete aber nach aktuellen Erkenntnissen eine andere Art als Andrena scotica, die "Schottische Erdbiene" (s. u.). Diese ist auch leicht mit anderen Sandbienen und auch der Honigbiene zu verwechseln. Ungewöhnlich ist aber ihre kommunale, also schwach soziale Lebensweise, bei der bis zu 600 (!) erwachsene und nicht miteinander verwandte Weibchen derselben Generation im selben Nest gleichberechtigt – also ohne Königin – zusammenleben. Fast Dreiviertel von ihnen verpaaren sich noch vor dem Verlassen des Nestes. Die Drohnen umschwärmen auf der Suche nach den restlichen Weibchen Büsche und kleine Bäume.

An der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg beschäftigt sich Prof. Dr. Robert J. Paxton mit der carantonica/scotica/trimmerana-Gruppe. Sinngemäß hat er folgendes herausgefunden:
Perez verwendete 1902 den Namen Andrena carantonica für eine Biene, die er im Juli bei Bordeaux gefangen hatte – für scotica zu spät. Die Perez-Biene befindet sich heute im Naturkunde-Museum in Paris und sieht eher wie Andrena trimmerana aus, eine bivoltine Art mit Mitte-Frühling- und Mitte-Sommer-Generationen. Die von Paxton untersuchten DNS-Sequenzen (DNA-Barcodes) der carantonica/scotica/trimmerana-Gruppe von Mitte-Süd-Frankreich gehören zu einer Art. Die von Paxton untersuchten DNS-Sequenzen der carantonica/scotica/trimmerana-Gruppe von Nord-England und Schweden und die publizierten Sequenzen von Nord-Deutschland gehören zu einer anderen Art. Ein paar publizierte Sequenzen von trimmerana in Deutschland sind ähnlich zu denen von Mitte-Süd-Frankreich; es kann sein, dass es sich um intraspezifische Variabilität handelt. Wahrscheinlicher erscheint, daß trimmerana und scotica zwei unterschiedliche Arten sind (scotica kommt nicht bei Bordeaux vor). In England sind die beiden Arten sympatrisch.

2022 veröffentlichten Thomas J. Wood et al. im British Journal of ENTOMOLOGY and Natural History (BR. J. ENT. NAT. HIST.), Band 35 eine 16seitige Studie unter dem aussagekräftigen Titel "ANDRENA SCOTICA PERKINS IS THE VALID NAME FOR THE WIDESPREAD EUROPEAN TAXON PPREVIOUSLY REFERRED TO AS ANDRENA CARANTONICA PÉREZ (HYMENOPTERA: ANDRENIDAE)". Im Abstract kommen die Autoren zu dem Schluß:
    "Andrena carantonica is therefore considered a nomen dubium. The earliest available name for the usually univoltine taxon, and for which male material is vailable, is Andrena scotica Perkins, 1916 sp. resurr. A male lectotype is designated for A. trimmerana, and a male lectotype for A. spinigera (Kirby, 1802), this name being an established synonym of A. trimmerana. Andrena jacobi Perkins, 1921 syn. nov. and Andrena jacobi var. johnsoni Perkins, 1921 syn. nov. are synonymised with Andrena scotica. These findings resolve one of the longest-running outstanding nomenclatural issues in European bees, and provide a stable taxonomic base for future study."

Erdbiene Andrena scotica, W, an Apfelblüte   Andrena scotica, W, an Malus baccata var. mandshurica
Andrena scotica  an Apfelblüte (Malus baccata ...   ... var. mandshurica) · Oberhausen, 26.04.2008

Ein sehenswertes Beispiel für die kommunale Lebensweise dieser Erdbiene wurde dem Autor im April 2015 in Solingen präsentiert: Auf der Westseite eines Hauses am Fuß einer alten nach unten zum Keller führenden Treppe – also in schattiger und eher kühler und feuchter Umgebung – hatte Andrena scotica ein Loch im Beton und dahinter offenbar einen ausreichend dimensionierten Hohlraum entdeckt und besiedelt. Während der Besichtigung flogen etliche Weibchen – einige mit, andere ohne Pollen – vom Nest weg und zu ihm hin und dabei meist auffallend langsam, scheinbar unsicher. Ihre Anzahl hatte die Hauseigentümer (analog zu Honigbienen) ein ganzes Bienenvolk vermuten lassen; durch die Erläuterung des Bienenkundlers wissen sie nun: es war "nur" eine harmlose "WG" ...

Kellertreppe (1)   Kellertreppe (2)
Kellertreppe mit Nest von Andrena scotica   Kreis: Nesteingang und 1  · Solingen, 24.04.2015

Kellertreppe (3)
Am Fuß der Kellertreppe: Nesteingang und krabbelnde · Solingen, 24.04.2015

Andrena scotica, W, im Nesteingang (1)   Andrena scotica, W, im Nesteingang (2)
Andrena scotica: im Nesteingang   Andrena scotica  · Solingen, 24.04.2015

Andrena scotica, W, vor dem Nest   Startendes Andrena-scotica-W
Andrena scotica  vor dem Nest   Startendes A.-scotica- · Solingen, 24.04.2015

Andrena carantonica, W, mit Pollenresten
Andrena scotica  mit Pollenresten im Gesicht und am Hinterbein · Solingen, 24.04.2015

W: Pollen-beladene Rückkehr
Andrena scotica : Rückkehr mit Pollen vom Sammelflug · Solingen, 24.04.2015

Andrena scotica, W, vor dem Sammelflug   Andrena scotica, W, nach dem Sammelflug
Andrena scotica  vor dem Sammelflug und ...   ... nach dem Sammelflug · Solingen, 24.04.2015

Andrena scotica, W: Rückkehr vom Sammelflug   Rückkehr ins Nest
Andrena scotica : Rückkehr vom Sammelflug   : Rückkehr ins Nest · Solingen, 24.04.2015

Falls am linken Bildschirm-Rand keine Verweisleiste zu sehen ist, klicken Sie bitte auf , um den gesamten Frameset anzuzeigen.

Erd- bzw. Sandbienen Andrena stragulata Nächste Gattung Wissensch. Gattungsnamen, alphabetisch Wissensch. Gattungsnamen, taxonomisch