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Wildbienen-Parasiten: Schmalbauchwespen
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"Schmalbauchwespen" (Gasteruptiidae) sind feingliedrig gebaute Brut- bzw. Futterparasiten. Der deutsche Name bezieht sich auf den schmalen Hinterleib; ein anderer Name, "Gichtwespen", spielt auf die verdickten Hinterschienen an. Der Hinterleibsstiel (Petiolus) setzt am Mittelsegment (Propodeum) sehr hoch an, wodurch das Abdomen im Flug meist schräg nach oben steht. In Ruhe ist der Hinterleib allerdings leicht nach oben oder unten gebogen. Der "Legebohrer" (Ovipositor) ist je nach Art unterschiedlich lang und wird nicht unbedingt, wie bei anderen parasitischen Wespen, als Bohrer benutzt, sondern zur Eiablage aus der Distanz.
    Die Schmalbauchwespen der Gattung Gasteruption sind Brutparasiten bei Solitärbienen; wie Entomologen (Dr. Paul Westrich u. a.) herausfanden, parasitieren sie etliche Gattungen: Maskenbienen (Hylaeus), Seidenbienen (Colletes), Mauerbienen (Osmia) inklusive Löcherbienen (Heriades) und Scherenbienen (Chelostoma), Keulhornbienen (Ceratina), Spiralhornbienen (Systropha) und Holzbienen (Xylocopa). Um sich fortzupflanzen, führt die Wespe ihr langes Abdomen und ihren noch längeren Ovipostor in ein Bienenest ein legt ihr Ei in eine Brutzelle, im Falle von Maskenbienen auch außerhalb der für Hylaeus chrakteristischen Sekretdeckel. Die winzige Gasteruption-Larve legt sich in der Regel auf das Bienenei und saugt es aus, benötigt diese Nahrungsquelle aber nicht. Zur Entwicklung reicht ihr meist der Pollenproviant einer Brutzelle, die Larven einiger Arten dringen in allerdings in die nächste Zelle ein und fressen dort den Pollen und die Bienenlarve. Nach der Freßphase bauen sich die Wespenlarven aus Kot eine Art Kammer, in der sie als Ruhelarven bzw. Vorpuppen überwintern; einige Arten allerdings sind bivoltin, ihre Larven verpuppen sich sofort und produzieren schon 4–5 Wochen nach der Geburt ihre zweite Generation.

Zwei oft an Nisthilfen und im Internet zu findende Gasteruption-Arten sind Gasteruption assectator und Gasteruption jaculator. Letztere ist vor allem an dem unglaublich langen Legebohrer und seiner weißen Spitze zu erkennen; der Ovipositor des häufigeren G. assectator ist hingegen sehr kurz (1/3 des Hinterleibs). Eine dritte Art ist Gasteruption erythrostomum mit mittellangem Legebohrer:

Gasteruption assectator

Artname: Gasteruption assectator (Linnaeus 1758)
Synonym: Gasteruption breviterebrae, G. abeillei, G. affectator, G. bakeri, G. brevicauda, G. margotae, G. micrura etc.
Taxonomie: Ordnung: Hymenoptera ('Hautflügler') > Unterordnung: Apocrita ("Taillenwespen") > Familie: Gasteruptiidae> bzw. GasteruptionidaeGasteruption
Merkmale:ca. 9(–14) mm; Kopf schwarz, Clypeus mit kleiner rechteckiger Mulde und leicht eingekerbt; Thorax schwarz, mit langem "Hals" (Propleuron) und ledrigem "Schildchen" (Scutellum); Hintere Coxae matt & ledrig, Tibiae mit weißen Basalflecken, unten keulenförmig verdickt; Flügel wie bei Faltenwespen der Länge nach faltbar, äußere Ecklen gerundet; Abdomen hoch am Propodeum ansetzend, nach hinten verdickt, schwarz, aber 2.–3. Segment kupferrot; Legebohrer-Scheide (bzw. Ovipositor) 0,2mal so lang wie Körper, 0,3mal so lang wie Hinterleib, 0,9mal (0,8–1,3x) so lang wie Hinterschienen, Spitze dunkelbraun.
Verbreitung:Europa bis zum Nahen Osten; ganz Deutschland.
Lebensraum:Habitate der Wirtsarten
Fortpflanzung:Brutparasit; Überwinterung je nach Wirt als Puppe oder Imago.
Wirte:Mauerbienen
Nahrung:Imago: Nektar; Larve: erst karnivor (Wirtseier oder -larven), dann vegetarisch.
Flugzeit:1 Generation (univoltin): Mai–August.
Status:nicht selten, auch an Nisthilfen.
Schmalbauchwespe Gasteruption assectator
Die Schmalbauchwespe Gasteruption assectator Weibchen · Solingen, 06.07.2003


Gasteruption erythrostomum

Artname: Gasteruption erythrostomum (Dahlbom 1831)
Synonym: Gasteruption freyi, Foenus pyrenaicus, Trichofoenus pyrenaicus
Taxonomie: Ordnung: Hymenoptera ('Hautflügler') > Unterordnung: Apocrita ("Taillenwespen") > Familie: Gasteruptiidae bzw. Gasteruptionidae (Schmalbauchwespen) > Gattung: Gasteruption
Merkmale:ca. 10–19 mm; Kopf schwarz, Halskragen etwa halb so breit wie 1. Ocellus.
Verbreitung:Europa bis zum Nahen Osten; ganz Deutschland.
Lebensraum:Habitate der Wirtsarten
Fortpflanzung:Brutparasit; Überwinterung je nach Wirt als Puppe oder Imago.
Wirte:Maskenbienen: Hylaeus pectoralis, vermutlich auch: H. communis, H. hyalinatus, H. punctatus
Nahrung:Imago: Nektar (Umbelliferen: Achillea millefolium, Anthriscus silvestris, Falcaria vulgaris); Larve: erst karnivor (Wirtseier oder -larven), dann vegetarisch.
Flugzeit:1 Generation (univoltin): M: Anfang Juni–Ende Juli, W: Mitte Juni–Ende August.
Status:selten, auch an Nisthilfen.
Schmalbauchwespe Gasteruption erythrostomum
Die Schmalbauchwespe Gasteruption erythrostomum Weibchen · Solingen, 27.06.2004

Gasteruption erythrostomum
Die Schmalbauchwespe Gasteruption erythrostomum unter einem Nistblock · Solingen-Vockert, 22.06.2008

Gasteruption erythrostomum
Gasteruption erythrostomum auf einem Strangfalzziegel · Leverkusen, Neulandpark, 30.05.2009

Gasteruption erythrostomum
Die Schmalbauchwespe Gasteruption erythrostomum an einer Nisthilfe · Solingen-Ohligs, 29.05.2011


Gasteruption jaculator

Artname: Gasteruption jaculator (Linnaeus 1758)
Synonym: Foenus jaculator; deutsch: "Schwarzfüßige Hungerwespe", "Schwarzfüßige Gichtwespe"
Taxonomie: Ordnung: Hymenoptera ('Hautflügler') > Unterordnung: Apocrita ("Taillenwespen") > Familie: Gasteruptionidae bzw. Gasteruptiidae (Schmalbauchwespen) > Gattung: Gasteruption
Merkmale:14–18 mm; W: Kopf und Thorax schwarz; Flügel wie bei Faltenwespen der Länge nach faltbar; Tibien unten keulenförmig verdickt; Abdomen hoch am Propodeum ansetzend, nach hinten verdickt, schwarz, aber 2.–3. Segment kupferrot; Legebohrer länger als der ganze Körper, am Ende mit weißer Spitze.
Verbreitung:Europa bis zum Nahen Osten; ganz Deutschland.
Lebensraum:Habitate der Wirtsarten
Fortpflanzung:Brutparasit; Überwinterung je nach Wirt als Puppe oder Imago.
Wirte:Bienen (Mauerbienen?).
Nahrung:Imago: Nektar; Larve: erst karnivor (Wirtseier oder -larven), dann vegetarisch.
Flugzeit:1 Generation (univoltin): Mai–September
Status:nicht selten, auch an Nisthilfen.
Schmalbauchwespe Gasteruption jaculator
Die Schmalbauchwespe Gasteruption jaculator Weibchen · Ebersberg, 10.06.2018 (wol)

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