Anthidium
byssinum ·
manicatum ·
nanum ·
oblongatum ·
punctatum ·
strigatum ·
tenellum
Wollbienen: Anthidium manicatum

Artname: |
Anthidium manicatum (Linnaeus 1758) |
Volksmund: |
deutsch: "Garten-Wollbiene", "Große Wollbiene", "Europäische Wollbiene" · englisch: "Continental Wool-carder Bee" · niederländisch: "Grote wolbij" |
Merkmale: |
auffällig durch schwarz-gelbe Zeichnung, aber viel plumper als Wespen; die gelben Streifen vereinen sich aber auf der Abdomen-Oberseite nicht. W.: 1013 mm, Clypeus in der Mitte schwarz, außen gelb, Nebengesicht (beidseitig des Clypeus) und Mandibeln gelb, ebenso zwei Streifen auf dem Hinterkopf; Thorax bzw. Mesosoma schwarz, von gelben Flecken eingerahmt; Abdomen bzw. Metasoma schwarz, aber Tergite mit je zwei gelben Streifen, die sich oben nicht treffen; Metatarsen (das 1. Fußglied) und Bauchbürste gelblich. M.: 1016 mm; Gesicht schütter behaart, gelb wie beim W., Clypeus oben oft schwarz; Bruststück schwarz, braun behaart; Hinterleib schwarz, seitlich mit orangen Haarbüscheln, Tergite mit je 2–4 gelben, oft individuell unterschiedlichen Flecken, auf den letzten 3 Tergiten lang wie bei W.; letzter (6.) Tergit mit drei Dornen. |
Verbreitung: |
ganz Europa außer im hohen Norden (bis 64° n. Br.); ganz Deutschland. In Nordamerika ca. 1960 eingeschleppt. |
Lebensraum: |
Gärten & Parks, Trockenhänge, Waldränder, Lehm- & Tongruben etc. |
Fortpflanzung: |
vorgefundene Erdlöcher, Felsspalten, Lehmwände, Mauer- und Holzlöcher, verlassene Pelzbienen-Nester etc. |
Kuckuck: |
die Düsterbiene Stelis punctulatissima |
Nahrung: |
ziemlich unspezialisiert: bes. Fabaceae & Lamiaceae, auch bestimmte Scrophulariaceae (eingeschränkt polylektisch). |
Flugzeit: |
in Mitteleuropa 1 Generation im Jahr (univoltin), in heißen, langen Sommern eine 2., kaum erfolgreiche Generation möglich; Mai/JuniMitte September (M.) bzw. September/Oktober (W.). Überwinterung als Ruhelarve. |
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Anthidium manicatum , sich putzend · Solingen, Bot. Garten, 14.07.2008 |
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Diese (vor allem im männlichen Geschlecht) große und attraktive Wollbiene ist gerade in Gärten und Parks noch recht häufig zu beobachten, viel häufiger als die anderen Arten der Gattung Anthidium. Im Vergleich zu anderen Bienengattungen (und selbst zu einigen Gattungsgenossen) weist sie einige Besonderheiten auf:
- Durch ihre auffällige gelb-schwarze Warnfarbe ist die Art recht auffällig, vor allem die Weibchen werden trotz ihrer plumperen Gestalt aufgrund ihrer langen gelben Querstreifen oft mit Wespen verwechselt; die gelben Flecken bzw. Streifen vereinigen sich aber niemals auf dem Hinterleib, dessen Mitte also immer schwarz ist.
- Die Männchen sind deutlich größer als die Weibchen – so groß, daß man sie für eine andere Bienenart halten könnte.
- Die Männchen sind nicht nur territorial, sie verteidigen ihr Revier aggressiv gegen Drohnen der eigenen Art und auch – und vor allem – gegen Nahrungskonkurrenten aus anderen Arten. Auf der Suche nach paarungswilligen Weibchen patrouillieren sie unablässig um und durch die Nahrungspflanzen (z. B. Lavendelbüsche) und versuchen dabei, die hier sammelnden Weibchen zu begatten
und z. B. Hummeln und Honigbienen mit ihrem Dreizack zu rammen.
- Anthidium manicatum ist gut vier Monate lang zu beobachten: von Juni bis September. Die Weibchen können wenige Tage vor den Männchen erscheinen, die Große Wollbiene ist also eine der wenigen proterogynen Bienenarten. Manchmal schlüpft im Hochsommer sogar eine zweite Generation, die sich aber im Frühherbst nicht mehr fortpflanzen kann.
- Beide Geschlechter verschlafen die Nächte ebenso wie Regenstunden gerne in Hohlräumen aller Art, etwa in Nistgängen, in denen sonst andere große Bienen (Mauerbienen) nisten. Die große Wollbiene bleibt aber in der Nähe des Eingangs sitzen und zeigt dabei mit dem Hinterleib nach außen ihre gelb-schwarze Färbung
. Wenn die Hohlräume groß genug sind, kann man Männchen auch in Gruppen schlafend finden.
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Portrait von Anthidium manicatum · Solingen, 24.06.2008 |
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Anthidium-manicatum-Paarung: Man beachte den gelben Kopfschild (Clypeus) beim &  |
Männchen (Drohnen) und Weibchen lassen sich durch folgende Merkmale unterscheiden:
- Größe: Die Männchen sind mit 10–16 mm Länge immer deutlich größer als die Weibchen (10–13 mm).
- Flecken: Weibchen zeigen auf dem Hinterleib gelbe Streifen, die sich aber in der Mitte niemals vereinen; am Anfang des Hinterleibs sind sie weiter auseinander als am Hinterleibsende. Männchen hingegen besitzen auf dem schwarzen Hinterleib nur am Ende längliche gelbe Streifen, auf den ersten Tergiten sind seitlich nur eckige bis rundliche gelbe Flecken zu finden, bei manchen Drohnen nur je einer am Rand, bei anderen zur Mitte hin noch ein zweiter; Männchen sind also individueller gefärbt.
- Bauchbürste: Weibchen besitzen eine Bauchbürste für den Pollen-Transport; Männchen fehlt diese Bürste, sie haben aber an den Tergit-Seiten orangen Haarbüschel.
- Dreizack: Männchen besitzen am Hinterleibsende einen schwarzen dreidornigem End-Tergiten, mit dem sie Nebenbuhler und Nahrungskonkurrenten (vor allem andere Bienen) rammen.
Anthidium manicatum legt in den verschiedensten Hohlräumen mehrere Brutzellen neben- und hintereinander an. Diese fertigt sie ganz aus Pflanzenwolle, die das Weibchen von flaumigen Stengeln und Blättern Pflanzen, etwa vom Wollziest (Stachys byzantina) oder Deutschen Ziest (Stachys germanica), der Kronen-Lichtnelke (Silene coronaria) oder Strohblume, abschabt, zu einer Kugel formt und ins Nest transportiert. Das Wollnest wird mit Drüsensekreten imprägniert, die die Drüsenhaare (Trichome) vor allem auf den Blütenhüllblättern, aber auch Fruchtkapseln und Blütenstielen mancher Pflanzen absondern. Spezielle "Bürsten" an den jeweils ersten Tarsen der Bienenbeine absorbieren die Sekrete vermutlich durch Kapillarkraft. Beobachtet wurde das Sammeln z. B. an Pelargonium, am Stauden-Löwenmäulchen (Antirrhinum braun-blanquetii), Pippau (Crepis capillaris) und Gefleckten Habichtskraut (Hieracium maculatum). Die pflanzlichen Drüsensekrete auf der Nestwolle haben möglicherweise den Zweck, das Nest gegen eindringendes Wasser zu schützen, einen Mikrobenbefall der Larven und/oder ihres Proviants zu verhindern und/oder Nesträuber abzuhalten. Der Nestverschluß wird mit Steinchen, Erdkrümeln und Holzstückchen verstärkt.
Die Große Wollbiene ist eine der lohnendsten Attraktionen des Bienengartens: Sobald z. B. Herzgespann, Wollziest oder Lavendel anfangen zu blühen, sieht man eines der großen und auffällig gezeichneten Männchen diese Futterpflanzen in stoßartigen Flugmanövern umrunden oder durchqueren. Der rasend schnelle, unermüdliche und kräftezehrende Flug wird durch regelmäßige "Tankstops" an den nektarspendenden Blüten und kurze Ruhepausen z. B. auf Blättern unterbrochen und hat nur ein Ziel: die Begattung der kleineren Weibchen, die weniger auffällig von Blüte zu Blüte fliegen oder an Stielen und Blättern Wolle abschaben. Hat das Männchen ein Weibchen entdeckt, hält es im Flug inne und schwebt wie in Hubschrauber kurz in der Luft, bevor es das Weibchen anfliegt. Manche Weibchen werden nur "angetippt", offenbar erkennt das Männchen die Paarungsunwilligkeit; mit paarungswilligen Weibchen vereinigt es sich hingegen umstandslos für einige Zeit und gibt so Makrofotografen Gelegenheit, etliche Fotos zu schießen.
Häufiger als Paarungen sind Attacken auf Nebenbuhler und Nahrungskonkurrenten: Wenn ein anderes Männchen in ein fremdes Revier eindringt, kann es zu erbitterten Kämpfen kommen, bei denen sich beide Kämpfer ineinander verkrallt auf dem Boden kugeln; stechen könne sich die Männchen mangels Stachel nicht, aber mit einem dreidornigen Fortsatz am Körperende rammen. Die meisten "Opfer" dieses Dreizacks sind allerdings Insekten anderer Arten: Um die Nektar- und Pollen-Ressourcen für seine Weibchen zu reservieren, stößt das Männchen immer wieder z. B. auf Honigbienen und Hummeln und vertreibt sie. Wenn ein Imker in der Nähe ein Volk hält, kann man gelegentlich flugunfähige Honigbienen mit aufgeschlitzten Flügeln finden.
Nahrungserwerb
· Paarung
· Schlafquartiere
· Aggression 
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Wollbienen-Habitat: Garten mit Herzgespann, Lavendel, Kronenlichtnelke & Wollziest · Solingen, 06.2011 |
Nahrungserwerb
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Garten-Wollbiene (Anthidium manicatum) am Filzigen Herzgespann (Leonurus marrubiastrum) |
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Anthidium manicatum · Privatgarten in Solingen-Ohligs, 09.06.2007 |
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Anthidium manicatum an Lamium ... ? |
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A. manicatum · Leverkusen Neulandpark, 17.06.2007 |
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Anthidium manicatum · Bonn, 24.05.2009 |
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Anthidium manicatum an Salvia pratensis · Bonn, Botanischer Garten, 24.05.2009 |
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Anthidium manicatum : kurze Flugpause · Leverkusen, 17.06.2007 |
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A. manicatum an Ballota nigra. Beachte die orangen Haarbüschel an den Tergit-Seiten. · Leverkusen, 30.05.2009 |
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Anthidium manicatum am Herzgespann |
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Anthidium manicatum ·
Solingen, 31.05.2009 |
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Anthidium manicatum an Wandziest (Stachys sylvatica) · Solingen-Ohligs, 29.05.2018 |
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Anthidium manicatum an Wandziest (Stachys sylvatica) · Solingen-Ohligs, 29.05.2018 |
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Anthidium manicatum an Stachys byzantina · Solingen-Ohligs, 29.05.2011 |
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Anthidium manicatum an Herzgespann (Leonurus cardiaca) · Solingen-Ohligs, 16.07.2009 |
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Anthidium manicatum an Stachys byzantina |
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Anthidium manicatum · Solingen, 29.05.2011 |
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Anthidium manicatum an Stachys byzantina |
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Anthidium manicatum · Solingen, 29.05.2011 |
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Anthidium manicatum : Anflug auf Lavandula angustifolia · Solingen-Ohligs, 21.06.2011 |
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Anthidium manicatum · Solingen, 21.06.2011 |
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Anthidium manicatum an Lavendel ·
21.06.2011 |


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Anthidium manicatum auf Lavendel · Solingen-Ohligs, 21.06.2011 |
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Anthidium manicatum an Digitalis lanata |
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Anthidium manicatum · Wuppertal, 06.07.2013 |
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A. manicatum an Fingerhut (Digitalis grandis) · |
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Botanischer Garten Bonn-Poppelsdorf, 17.06.2012 |
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Anthidium manicatum vor Stachys sylvatica · Solingen-Ohligs, 26.05.2018 |
Paarungen & Nestbau
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Anthidium manicatum  an Stachys byzantina |
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Anthidium manicatum  an Stachys byzantina |
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Anthidium manicatum: Das löst sich vom  |
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Anthidium manicatum nach der Paarung ·
Solingen, 29.05.2011 |
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Anthidium manicatum  · Solingen, 21.06.2011 |
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Anthidium manicatum an Wollziest · 21.06.2011 |
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Anthidium manicatum  : Kopula an Stachys sylvatica · Solingen-Ohligs, 29.05.2018 |
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Anthidium manicatum  : Kopula an Stachys sylvatica · Garten in Solingen · 30.05.2018 |
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Anthidium manicatum  an Waldziest (Stachys sylvatica) · Garten in Solingen-Ohligs, 30.05.2018 |
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Anthidium manicatum  : späte Kopula an Ballota nigra · Garten in Solingen, 18.09.2021 |
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Anthidium manicatum am Wollziest (Stachys byzantina) · Solingen-Ohligs, 21.06.2011 |
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Anthidium manicatum: Ein erntet Wolle am Wollziest · Solingen-Ohligs, 17.07.2005 |
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Anthidium manicatum sammelt Pflanzenwolle an Silene coronaria · Solingen-Ohligs, 08.06.2018 |
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Anthidium manicatum : Abflug von der Lichtnelke mit Wollbällchen · Solingen-Ohligs, 08.06.2018 |
Schlafquartiere
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Anthidium manicatum an einem Schlafplatz (siehe Nisthilfen auf dem Habitat-Foto ) |
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Anthidium manicatum in Schlafröhre · Solingen-Ohligs, 05.06.2011 |
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Anthidium manicatum am Schlafplatz (aufgebohrtes Rundholz in einem Nistblock) |
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Anthidium manicatum in einem Bohrloch eines Nistblocks · Solingen-Ohligs, 21.06.2011 |
Interspezifisches Aggressionsverhalten
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Anthidium manicatum greift eine Honigbiene an; da im Blüten-Gewirr kein Rammstoß erfolgt ist, ... |
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... kann die Honigbiene unversehrt entkommen · Solingen-Ohligs, 21.06.2011 |
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Anthidium manicatum : Patrouillengflug; s. den dreidornigen End-Tergiten · Leverkusen, 2.8.2011 |
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Anthidium manicatum mit sichtbarem Dreizack auf Patrouille · Leverkusen-Neulandpark, 2.8.2011 |
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Anthidium manicatum : Die Jagd auf Weibchen und Nahrungskonkurrenten ist anstrengend ... |
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Anthidium manicatum : Man beachte den Dreizack · Leverkusen-Neulandpark, 2.8.2011 |


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Anthidium manicatum  + Apis mellifera im Wollziest: Der Revierinhaber bricht den Angriff auf die Honigbiene sofort ab, als ein auftaucht (Mitte, ganz unten) · Botanischen Garten Solingen, 17.07.2005 |
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