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Wachsmotten: Türen & Klappen
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Türen bzw. Klappen stellen – wenn sie funktionieren – die sichersten mechanischen Mittel gegen Motten dar: Unter der Voraussetzung, daß die Behausung keine weiteren von Wachsmotten passierbaren Öffnungen aufweist, können sie das Eindringen der Falter in den Hummelkasten verhindern. Vier Varianten werden vorgestellt: die Schiebe-Gittertür Schiebe-Gittertür, die unten angeschlagene Gitterklappe Gitterklappe, die Pendel Pendelklappe für beide Richtungen und die sichere Gitterklappe Doppelklappe mit getrenntem Ein- und Ausgang:

"Schiebetür" gegen Wachsmotten

1. "Schiebe-Gittertür"

Der für kommerzielle und größere selbstgebastelte Hummelkästen typische Vorbau stellt leider für sich alleine keinen wirksamen Schutz gegen Wachsmotten dar. Sein Flugloch muß also gesichert werden.
    Hummeln sind kräftige Insekten, die es durchaus gewohnt sind, Hindernisse vor ihrem Flugloch aus dem Weg zu räumen. Man bastelt sich also aus einem wenige Zentimeter langen Stück Holzleiste und einem Stück Alu-Lochblech oder starren Fliegengitter eine kleine "Schiebetür" (siehe Foto), die man abends im Dunkeln vor das Flugloch stellt und die Wachsmotten zuverlässig daran hindert, in den Kasten einzudringen. Morgens schiebt die erste ausfliegende Hummel von innen her das Törchen zur Seite.
    Voraussetzung für den Erfolg ist, daß das Gitter regelmäßig jeden Abend nach der Dämmerung erneut vor dem Flugloch plaziert wird. Das erfordert Selbstdisziplin: Eine einzige Nachlässigkeit kann ein Hummelvolk dem Untergang weihen! Der richtige Zeitpunkt für den Verschluß ist allerdings schwer zu bestimmen: Man riskiert einerseits, Spätheimkehrerinnen auszusperren, und andererseits, früh fliegende Motten hineinzulassen.

2. Gitterklappe

Eine weiterentwickelte Vorrichtung kann – bei entsprechender Konstruktion des Kastenvorbaus – eine "Gitterklappe" sein, die der oben beschriebenen "Schiebetür" ähnelt, aber durch ein am unteren Rand befestigtes Scharnier in einer Richtung beweglich ist: Spät abends wird sie vor dem Flugloch hochgestellt, morgens fällt sie durch die hinausdrängende erste Hummel nach vorn um und hindert gleichzeitig als "Schmutzrost" zurückkehrende Hummeln daran, Eier mit in das Nest zu schleppen, die nachts vielleicht vor der Klappe abgelegt wurden.
"Klapptür" gegen Wachsmotten     Eine funktionierende Klappe läßt sich z. B. leicht aus stabilem Fliegengitter, nichtrostendem, Kunststoff-ummanteltem Blumendraht und zwei kleinen Messing-Ringschrauben herstellen, die man tief in das Holz des Flugbrettchens dreht. Ein mögliches Problem stellt die stehende Konstruktion der Klappe dar: Damit sie nicht schon durch einen leichten Windstoß umfällt, müßte sie leicht schräg gegen das Flugloch lehnen. Ein Spalt zwischen der Klappe und der Wand des Kastens oder Vorbaus könnte aber einer Wachsmotte das Eindringen ermöglichen! Also muß auch der Rahmen des Flugloches leicht angeschrägt sein – oder man bringt das Scharnier nicht unter der Klappe, sondern seitlich an (siehe Abb.) und verlagert so ihren Schwerpunkt auf eine Seite des Drehpunkts.
    Auch diese Gitterklappe erfordert die Disziplin eines Hundebesitzers, der jeden Abend zu selben Zeit sein Haustür ausführt, und garantiert dennoch keinen 100%igen Erfolg.

3. Pendeltür bzw. -klappe

Denkbar ist auch eine oben angeschlagene "Pendeltür" bzw. Pendelklappe, die in beide Richtungen (bidirektional nach außen und innen) schwingt und nicht der allabendlichen Aufstellung bedarf. Ihre Größe müßte so exakt bemessen sein, daß sie einerseits in der Öffnung zum Nistkasten garantiert nicht verkantet, also die Hummeln weder ein- noch aussperrt, andererseits einer Wachsmotte keinen Spalt zwischen Tür und Öffnungswand bietet, durch den sie sich in den Kasten mogeln kann. Um die Hummeln nicht am Ausfliegen zu hindern, sollte sie außerdem lichtdurchlässig sein. Schließlich müßte sie so leicht sein, daß die Hummeln sie bequem vor sich wegdrücken (ohne sich die Flügel zu beschädigen), aber gleichzeitig so schwer, daß die Wachsmotten sie nicht eindrücken können. Hier ist also das Fingerspitzengefühl eines mit viel Zeit und Geschick gesegneten Tüftlers gefragt. Die folgenden drei Konstruktionstypen setzen eine rechteckige Öffnung auf einer Seite des Vorbaus voraus:

  1. Auf die Oberkante eines durchsichtigen Kunststoffplättchens wird ein dünnes Röhrchen geklebt, das aus Aluminium oder Kunststoff (z. B. der Kunststoffummantelung eines Kupferdrahtes) bestehen kann und einen Millimeter länger als die Klappe ist. Eine dünne metrische Edelstahlschraube oder ein Nagel, der von der Seite durch den Türrahmen, das Röhrchen und wieder den Türrahmen gesteckt wird, dient der Pendelklappe als Lager.
  2. Quer über das obere Fünftel eines durchsichtigen Kunststoffplättchens wird ein dünner Stift geklebt, der die Pendelklappe beidseitig gut einen Millimeter überragt. Die rechteckige Öffnung in der Seitenwand des Vorbaus wird mit einem kurzen Stück eines Aluminium-U-Profils eingefaßt, welches das Quellen der Holzkanten verhindert, aber zwei Millimeter kürzer als die Öffnung hoch ist. In die beiden senkrechten Schenkel des U-Profils sägt und feilt man von oben je eine "Tasche", die dem Stift als Lager dient. Nach dem Einkleben des U-Profils führt man die Klappe waagerecht mit dem Stift auf ihrer Oberseite in die Öffnung, versenkt die überstehenden Enden des Stifts in die beiden Taschen und läßt die Tür nach unten schwingen. Wenn sorgfältig gearbeitet wurde und links und rechts der Pendeltür ein Spalt von einem halben Millimeter bleibt, blockiert sie nicht.
  3.   Edelstahl-Scharnier 30x30 mm
  4. Wer einen gutsortierten Eisenwarenhandel kennt, sollte sich dort einmal das kleinste erhältliche Edelstahl-Scharnier ansehen: Eine Breite von ca. 20–25 mm wäre für unsere Zwecke gut geeignet, der Autor konnte ein Scharnier von 32 mm Breite erwerben. Der Vorbau bzw. ein Tunnel neben dem Vorbau muß für eine Pendelklappe eine exakt rechtwinklig ausgeschnittene Öffnung aufweisen, die gerade mal einen Millimeter breiter als die Schenkel des Scharniers und mindestens so hoch wie breit ist. Die Montage ist zwar im Prinzip einfach, erfordert aber Präzision: Zuerst schraubt man einen Schenkel des Scharniers so ganz vorne in die seitliche Öffnung des Vorbaus oder des Tunnels, daß die Pendelklappe in beide Richtungen bis zu 45° frei schwingen kann; dann schraubt oder klebt man auf den anderen, freien Schenkel ein rechteckiges durchsichtiges Kunststoffplättchen, das die Seitenwände des Tunnels nicht berühren darf, aber einen geringen Abstand von nur ca. einem halben Millimeter einhalten muß. Wenn die durchsichtige Platte – wie auf den Abbildungen unten zu sehen – zu dick bzw. schwer ist, sollte man eine dünnere verwenden oder eine ungefähr nur halb so große mit Tesafilm unter den Scharnierschenkel hängen, wodurch ein weiteres Gelenk entsteht. Denkbar ist auch eine Art "Vorhang" aus Tesafilm, der durch das Gewicht eines Stücks Draht glatt nach unten hängt.
Pendelklappe mit Edelstahlscharnier, Gittertunnel   Steinhummel gegen Pendelklappe ...
Pendelklappe, Gittertunnel, Vorbau. Das zu hohe Gewicht der Kunststoffplatte und 3-mm-Schrauben läßt die Klappe leicht schräg nach innen hängen.   Erst nach Ziehen an einer der Schrauben traute sich diese Steinhummel, ihre Kraft gegen die Türklappe einzusetzen und sie aufzustoßen.

Wer einen Hummelkasten mit einer solchen Schwingklappe ausstatten möchte, sollte folgende Tips beherzigen:

  1. Die beste Klebeverbindung erreicht man mit einem Zweikomponentenkleber. Zwei Dinge sind dabei zu beachten: 1. Die Endfestigkeit wird – abhängig von der Umgebungstemperatur – erst nach vielen Stunden erreicht; beschleunigen läßt sich das Aushärten bei 50° C im Backofen. 2. Auf Polypropylen (PP) und Polyethylen (PE) haftet der Kleber kaum — man sollte also für die Pendeltür ein anderes Material wählen.
  2. Bevor man alle Hummelkästen mit einer bestimmten selbstkonstruierten Pendelklappe ausstattet, sollte man diese unbedingt testen: Eine Pendelklappe muß stets völlig leichtgängig sein und darf niemals blockieren – ein- und auskrabbelnde Hummeln müssen die durchsichtige Tür problemlos in beide Richtungen aufdrücken können!
  3. Wenn die durchsichtige Klappe zu schwer ist, hängt sie deutlich nach innen: Hummeln setzen ihre Kraft dann nicht am unteren Ende ein, sondern stellen sich mit ihren Beinen vergeblich gegen den oberen durchsichtigen Teil. Eine solche Klappe sollte, wie gesagt, durch eine dünnere, leichtere oder gleich eine kleinere ersetzt werden, die man mit Tesafilm unter den freien Schenkel des Scharniers oder statt des Scharniers direkt an die Oberkante der Öffnung hängen kann.
  4. Grundsätzlich sollte man einer Hummelkönigin den Weg durch eine Schwingklappe erst dann zumuten, wenn sie nach ca. zwei Wochen im Nistkasten fest etabliert ist. Wer den Vorbau zu früh veschließt, der riskiert, daß die Königin den Hummelkasten aufgibt.
  5. Wenn trotz einer sorgfältig eingestellten und getesteten Pendelklappe eine Wachsmotte in den Hummelkasten eindringen konnte, hing die Klappe in der Regel irgendwann nicht mehr senkrecht herunter, sondern schräg nach hinten oder vorne, so daß sich der Zünsler unter der Klappe oder seitlich zwischen Klappe und Rahmen in den Nestgang zwängen konnte. Wer dieses Problem nicht in den Griff kriegt, sollte besser eine der folgenden Konstruktionen verwenden.
Filmrand oben
Aufstoßen einer Pendelklappe
Filmrand unten
Ein mit Tesafilm am Scharnierschenkel befestigtes dünnes Kunststoffplättchen hängt senkrecht nach unten und verfügt so über ein zweites Gelenk. Diese Erdhummel stößt es schon beim ersten Versuch auf.

4. Einfachklappe

Etwas sicherer als eine vor- und zurückschwingende Pendeltür dürfte eine Wachsmotten-Klappe sein, die im Ruhezustand nicht hängt, sondern auf einem abgeschrägten Röhrenende aufliegt und so den Eingang geruchssicher verschließt. Was man zunächst vielleicht kaum für möglich hält, ist in der Praxis überraschend erfolgreich: Hummeln lernen erstaunlich schnell, ihren Kopf unter den umgebogenen unteren Rand der Klappe zu stecken und diese so weit anzuheben, daß sie in den Gang bzw. Vorbau kriechen können. Man kann der Königin das Lernen erleichtern, indem man die Klappe zunächst durch einen "Abstandshalter" (z. B. ein aufgeklebtes Streichholz-Stückchen) ein wenig offenstehen läßt. Hat man sich überzeugt, daß die Nestgründerin die Klappe bedienen kann, entfernt man das Objekt wieder, damit sich keine Wachsmotte in den Spalt zwängen kann. Auf dem Rückweg brauchen Hummeln nichts zu lernen, sondern nur die Klappe aufzustoßen. Die auf dem Foto gezeigte witterungsfeste Konstruktion wurde übrigens aus PVC gefertigt.

Steinhummel an Einfachklappe mit umgebogenen Rand
Der umgebogene Rand dieser Einfachklappe ermöglicht einer Hummel (hier: Bombus lapidarius), die Klappe mit dem Kopf hochzudrücken und in den Nestgang einzudringen. Auf demselben Weg fliegt sie aus.

5. Doppelklappe

Wer der Funktionalität einer Einfachklappe nicht traut, kann sich für eine Doppeltür entscheiden, deren Entwicklung nacheinander von Armin Krenz (41464 Neuss), Horst Jäkel (28857 Syke) und einem Solinger Humelfreund vorangetrieben wurde: Für das Ein- und Ausfliegen der Hummeln ist jeweils eine eigene aufliegende Klappe vorsehen, die nicht gehoben, sondern nur gedrückt wird und daher ohne Lernleistung leicht zu öffen ist. Da die beiden durchsichtigen Klappen außen und innen auf schrägen Türrahmen aufliegen, bieten sie Wachsmotten auch nicht den Spalt einer Chance, eine Klappe aufzudrücken und sich in den Vorbau zu zwängen; auch strömt so noch weniger Nestduft durch die Tür.
    Die Gefahr des Verkantens und Festklemmens ist wie bei einer Einfachklappe geringer als bei einer Pendeltür; dennoch sollte auch diese Konstruktion ausreichend weit vom Schlupfloch des Hummelkastens entfernt montiert werden, damit aus dem Kasten transportiertes Nistmaterial den Ein- oder Ausgang nicht verstopft oder eine der Klappen etwas offenstehen läßt. Der Erfinder hat dieses Problem dadurch gelöst, daß er den relativ kleinen Vorbau mit einem Schlauch oder Tunnel mit dem Flugloch des Kastens verbindet und ihn außerdem durch eine Dachöffnung gelegentlich kontrolliert. Durch ein kleines Loch oberhalb der Schlupflöcher kann er zudem einen Nagel schieben und bei Problemen die Klappen so in der Horizontalen arretieren.

Ein robuster, witterungsfester Nachbau läßt sich aus einer eckigen PVC-Stange und zwei durchsichtigen Plastikklappen herstellen:

Doppelklappe: Prototyp nach Jäkel   Doppelklappe aus PVC

Links: Prototyp der Doppelklappe in einem kleinen Vorbau mit Kontrollöffnung (Foto vom Hersteller)
Oben: Nachbau aus PVC in einem großen Vorbau.

Filmrand oben
Aufstoßen der Ausgangsklappe
Filmrand unten
Während die Königin die (etwas dicke) Ausgangsklappe problemlos im Laufen aufstößt, zwängen sich kleine Arbeiterinnen rücklings unter ihr heraus. Auf dem letzten Foto fliegt die Königin das Eingangsloch an.

6. Fazit

  1. Eine "Schiebe-Gittertür" ist schnell und problemlos hergestellt, funktioniert aber nicht von selbst: Sie muß jeden Abend an ihren Platz gestellt werden, garantiert den Erfolg aber nicht.
  2. Eine unten angeschlagene Gitterklappe ist in ihrer Herstellung etwas kniffliger, funktioniert aber ebenfalls nicht von selbst und bringt dieselben Nachteile mit sich wie eine einfache Schiebetür.
  3. Eine oben befestigte und frei in beide Richtungen schwingende Pendelklappe ist aus "Hummelsicht" vermutlich die beste Lösung, aber nicht leicht zu bauen und wohl auch nicht 100%ig mottensicher: Sie muß den Hummeln möglichst wenig, den Motten zugleich aber möglichst viel Widerstand entgegensetzen, und sie darf seitlich und unten nur minimale Spalten aufweisen, aber garantiert nicht verkanten; diese Garantie aber kann niemand übernehmen.
  4. Die Einfachklappe mit gebogenem Rand ist erstaunlich zuverlässig: sowohl hinsichtlich ihrer Mechanik als auch der Abwehr der Wachsmotten, die keinen Spalt zum Eindringen finden. Der Lernerfolg der Königin sollte allerdings überwacht werden.
  5. Die Doppelklappe bietet denselben guten Schutz gegen Wachsmotten, da auch sie Spalten völlig vermeidet. Ihre Konstruktion ist allerdings die aufwendigste von allen, und Hummeln müssen sich erst daran gewöhnen, die Klappen aufzustoßen und getrennte Ein- und Ausgänge zu benutzen.
  6. Wer die Sicherheit auf die Spitze treiben möchte, kann auch die Klappen einer Doppeltür mit gebogenen Rändern ausstatten: Hummeln könnten dann beide Klappen jeweils für den Ein- und Ausflug nutzen ...

Eine Einfach- oder Doppelklappe könnte und sollte in eine Seitenwand oder die Schiebetür des Vorbaus kommerzieller Hummelkästen eingebaut werden!

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