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Wildbienen vs Honigbienen

Überdachter Honigbienenstand
Überdachter Honigbienenstand mit Magazinbeuten

Schon die erste Zuschrift zeugt von großem Verantwortungsbewußtsein einer angehenden Imkerin. Die Frage, welchen (negativen) Einfluß Honigbienen auf die Populationen der vielen Wildbienen-Arten ausüben, würden Wissenschaftler und Laien kaum stellen, wenn mit 'Honigbienen' die ursprünglich in Deutschland heimische Dunkle Honigbiene (Apis mellifera mellifera) gemeint wäre. Diese hatte sich über einen Zeitraum vieler Millionen Jahre zusammen mit solitären Bienen entwickelt und dabei unter den Bienenarten den höchsten Grad sozialer Organisation erreicht – deutlich höher noch als das Sozialverhalten der Hummeln. Keine der rezenten heimischen Bienenarten leidet unter der Nahrungskonkurrenz mit der Dunklen Honigbiene, was vor allem an ihren natürlich begrenzten Volksdichten und Volksstärken und ihrer natürlichen Verbreitung (= Waldgebiete) liegt. Problematisch können Honigbienen allerdings werden, wenn der Mensch "im Spiel" ist – einige Fakten:

Zusammenfassend läßt sich also sagen: Eine Gefährdung von Wildbienen durch Honigbienen hängt ab vom Standort (d. h. der Vegetation bzw. Blütentracht), von der Menge der Honigbienen bzw. ihrer Stöcke und von der jeweiligen Wildbienenart:

  1. Auf wenige Blütenpflanzen spezialisierte (sog. oligolektische) Solitärbienenarten sind mehr gefährdet als Generalisten (sog. polylektische Bienenarten) – es sei denn, ihre Blüten sind für Honigbienen nicht nutzbar.
  2. Innerhalb großer Monokulturen (Rapsfelder etc.), wo domestizierte Honigbienen zeitlich begrenzt und in notwendig großen Mengen zur Bestäubung eingesetzt werden, findet eine Verdrängung von Wildbienen kaum noch statt, da deren wilde Nahrungspflanzen bereits durch die Monokulturen vernichtet wurden; Wildbienen, die von der Massentracht angezogen werden, vernachlässigen allerdings möglicherweise die Wildpflanzen der Umgebung.
  3. In naturnahen Räumen und erst recht Naturschutzgebieten (NSGs) hingegen gefährden die individuenstarken Völker der domestizierten Honigbiene die Wildbienen: Polylektische Solitärbienen können eine Verringerung ihrer Populationsdichte (Individuenzahl) erleiden, oligolektische (also von bestimmten Blütenpflanzen abhängige) Solitärbienen können sogar lokal aussterben. Domestizierte Honigbienen infizieren zudem Wildbienen mit ihren Krankheiten.
        In Schutzgebieten darf es daher keine domestizierten Honigbienen geben; was für andere Haus- & Nutztiere gilt, muß auch für die Nutztiere des Imkers gelten. Damit sie nicht von außen in Schutzgebiete einfliegen, sollten Bienenstöcke einen Abstand von mindestens 3 km zu NSGen, Biosphärenreservaten etc. einhalten. Das Problem der Beeinträchtigung privater Flächen, die ihre Eigentümer für den Naturschutz nutzen wollen, wäre damit aber noch nicht gelöst.
  4. Grundsätzlich gehört die Honigbiene natürlich zu unserer Insektenfauna – allerdings nur die heimische Dunkle Honigbiene (Apis mellifera mellifera), und selbst von dieser sollte es außerhalb der Monokulturen nur so viele geben, wie dort auch ohne Zutun des Menschen leben würden; folglich sollten Hobbyimker, die domestizierte Rassen bevorzugen, weniger ihrer unnatürlich großen Völker halten, als es von wilden Honigbienen dort einst gab bzw. geben würde. Die naturverträgliche Anzahl der Völker ist ausschließlich von kundigen Entomologen ohne Eigeninteresse und im staatlichen Auftrag zu beurteilen.
  5. Geeignet für NSGe, die diese Bezeichnung verdienen, sind natürlich nur die kleineren Völker der an unser Klima angepaßten heimischen Dunklen Honigbiene (Apis mellifera mellifera), die ursprünglich in Mitteleuropa heimisch war und in einigen Randgebieten Europas immer noch (mit Solitärbienen ko-) existiert. Wünschenswert ist langfristig eine koordinierte Wiedereinführung dieser Unterart auf Kosten der süd- und südosteuropäischen Zuchtrassen.
  6. Der Gesetzgeber schützt nicht nur Bienenarten, sondern jede einzelne Biene und jede ihrer Niststätten. Schutzmaßnahmen für Nester bzw. Nestansammlungen und Nahrungspflanzen dürfen folglich nicht unterbleiben mit der Begründung, vor Ort sei noch keine Bienenart gefährdet.

Apis mellifera (domestiziert) an Calluna   Apis mellifera (domestiziert) an Calluna
Apis mellifera an Calluna · Solingen, 31.08.2011   In Heidegebieten können Honigbienen auf Calluna spezialisierte Solitärbienen leicht verdrängen

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