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Hummel-Umsiedlung

Es gibt gleich mehrere (zwingende oder pädagogische) Gründe, ein Hummelvolk umzusiedeln:

    Beschädigung! Ein Nest wurde bei Baumaßnahmen bzw. Feldarbeiten beschädigt, das Volk droht einzugehen.
    Störung - Bedrohung Ein Nest z. B. im Schuppen oder Komposthaufen wird als störend oder gar bedrohlich empfunden.
    Wachsmotten! Ein Volk in einem Nistkasten ist von Wachsmotten-Raupen verseucht und soll gerettet werden.
    Nistkasten-Wechsel Ein Volk wurde in einem Ansiedlung: Erdkasten Erdkasten angesiedelt und soll in einen größeren umgesetzt werden.
    Ortswechsel Ein Hummelkasten soll einen anderen – ganz nahen oder weiter entfernten – Standort bekommen.

Wirklich notwendig ist die Evakuierung eines Hummelvolkes regelmäßig nur dann, wenn seine Vernichtung durch landwirtschaftliche oder Baumaßnahmen droht. Eine Gefährdung durch ein Hummelvolk ist in den seltensten Fällen objektiv gegeben, wird aber oft aus übertriebener Ängstlichkeit behauptet und von Behörden anerkannt. In den meisten Fällen würde es reichen, zum Nest ca. zwei Meter Abstand zu halten und auf die Nutzung einer kleinen Ecke des Gartens für ein paar wenige Wochen zu verzichten: Im Sommer haben die Völker der meisten unserer Hummelarten bereits Königinnen und Drohnen produziert und sterben ab. Um Kinder daran zu hindern, am Flugloch eines Nests neugierig zu "experimentieren" oder gar den Eingang zu verschließen, kann dieser mit einem Stück eines weitmaschigen Kaninchendrahtzauns geschützt werden. Im übrigen gilt: Durch theoretische Belehrungen und Verbote allein lernt kein Kind; zum Erfahren der Welt gehört auch, daß es die heiße Herdplatte – oder den Stich eines Insekts – einmal spürt.
    Das richtige Vorgehen bei einer Umsiedlung hängt davon ab, in welchem Zustand sich das Volk bzw. Nest befindet und was mit beiden geschehen soll:

1. Notfall-Evakuierung

Ausrüstung für eine Hummel-Umsiedling
Ausrüstung für eine Hummel-Umsiedlung: Kescher, Handschaufel & -hacke, Handschuhe, Taschenlampe, Salatsieb & Marmeladengläser

Ist das Nest bereits beschädigt oder läßt sich eine Beschädigung beim Entfernen aus einem Schuppen, Reisig- oder Komposthaufen etc. nicht vermeiden, so sollte es mitsamt seinen Bewohnern in einen Nistkasten überführt werden, den jeder "Hummelhalter" für Notfälle in Reserve haben sollte. Praktischerweise sollte die Umsetzung vor Ort geschehen; wer seine Nistkästen allerdings mit Pappkartons wärmeisoliert, braucht zum Einsatzort nur einen dicht verschließbaren Karton mitzunehmen und diesen zu Hause in den ebenfalls verschlossenen Hummelkasten zu setzen. Das Umquartieren in einen Transportbehälter (z. B. Eimer) und anschließende erneute Umsetzen in einen Hummelkasten würde eine doppelte, unnötig große Beunruhigung der Tiere bedeuten und allzu leicht auch den Verlust von Hummeln, weil sie weder zum alten noch zum neuen, ihnen noch unbekannten Standort zurückfänden, wenn sie jetzt entkämen.

Ein Nistkasten und eine Genehmigung der zuständigen Naturschutzbehörde alleine reichen natürlich nicht – folgende Ausrüstung empfiehlt sich für eine Umsiedlung:

Die Sondierung des Neststandortes und der Zugänglichkeit des Nestes sollte bei Tageslicht geschehen, ebenso mögliche Vorarbeiten, wie etwa das Abgraben einer Erdschicht über dem Nest. Die beste Zeit für die eigentliche Umsiedlung aber ist der späte Abend: In der Dämmerung sind die Tiere überwiegend schon im Nest und zudem ruhiger als tagsüber, so daß die meisten auf den Waben sitzend in den (neuen) Nistkasten gelangen und nur wenige mit dem Kescher eingefangen werden müssen. Der Aufregung der Umquartierung folgt eine lange, ruhige Nacht im neuen Domizil, das zunächst verschlossen bleibt und erst tief in der Nacht oder in aller Frühe wieder geöffnet wird; morgens fliegen die Hummeln dann ausgeruht und friedlich aus ...

    In folgenden Schritten sollte der Hummelretter vorgehen:

  1. Zuerst bereitet er/sie den Nistkasten bzw. Karton vor, indem er ihn mit etwas Nistsubstrat (kleinblättrigem trockenem Laub, Sägespänen etc.) befüllt, eine Vertiefung hinein drückt und das Flugloch z. B. mit einem Pfropf aus Polsterwolle verschließt.
  2. Handelt es sich um ein Bodennest, so sollte er dieses vorsichtig mit einer Handschaufel fast freigelegen, aber nicht aufdecken, damit möglichst wenige Hummeln auffliegen.
  3. Sobald mehrere Hummeln erscheinen, deckt er das Nest mit einem Salatsieb oder einer Fliegengitter-Glocke ab, um die Tiere auf dem Nest halten.
  4. Dann umfaßt er mit Handschuhen das Nest möglichst tief, um es nicht zu zerreißen, hebt es behutsam aus dem Bodenloch oder anderen Hohlraum und setzt es in den Hummelkasten bzw. Karton. Dann wird die Schutzglocke abgenommen und der Kasten schnell geschlossen.
  5. Auch umsichtiges und behutsames Vorgehen kann nicht vermeiden, daß einzelne Hummeln aus dem Nest entweichen oder während oder nach der Evakuierung zurückkehren. Tiere, die aus dem Nest auffliegen, werden deshalb ebenso wie Rückkehrer von Sammelflügen sofort mit einem großen, engmaschigen Schmetterlingskescher Fangtechnik eingefangen und vorläufig in Marmeladengläser eingesperrt; am besten macht dies ei(n) zweite(r) Hummelschützer(in).
  6. Während des Transport (etwa im Kofferraum oder vor dem Beifahrersitz) dürfen die Hummeln nicht nach draußen gelangen können; auch die Gläser müssen sicher verschlossen sein.
  7. Am neuen Standort bleibt das Flugloch bis zum nächsten Morgen verschlossen. Möglichst in einem geschlossen Raum werden dann die "Freiflieger" in den Gläsern in einem großen Glas konzentriert und noch in der Nacht oder am nächsten Morgen in einer Blitzaktion so schnell auf das neue Nest geschüttet, daß keine Hummel auffliegen kann.
  8. Früh am nächsten Morgen muß am alten Standort eine Nachkontrolle erfolgen: Hummeln, die jetzt hierhin zurückkehren, werden ebenfalls eingefangen und am neuen Standort in das neue Nest eingesetzt. Auch wenn sie sich unwirsch und hektisch verhalten: Mit etwas Polsterwolle, an die sie sich im Glas klammern, lassen sie sich ab dem späten Nachmittag schnell aus dem Glas ins Nest befördern, ohne daß sie entkommen und dabei die neue Umgebung ignorieren.
  9. Wenn vom alten Neststandort erneut Hummeln gemeldet werden, sollten auch diese am nächsten oder übernächsten Tag noch abgefangen werden. Es kommt vor, daß sich die Tiere auf ihrem ehemaligen Neststandort ängstlich zusammenkauern und hier leicht mit einem Glas fangen lassen.
Komposthaufen direkt auf dem Kinderspielplatz   Kompostkiste
In einem Komposthaufen direkt am Kinderspielplatz ist manchen Eltern ein Hummelvolk nicht geheuer ...   Durch Spalten und Lüftungslöcher finden Erdhummeln Zugang.

Jungkönigin an der Kompostkiste   Arbeiterin an Kompostkiste
Eine Jungkönigin (B. terrestris) versucht vergeblich, sich durch den engen Spalt zu quetschen ...   Diese Arbeiterin kennt ein geeignetes Schlupfloch und verschwindet sofort im Inneren ...

Nistkasten-Transport   Kompostkiste
Vor dem Beifahrersitz eines smart findet ein Holzbeton-Nistkasten bequem Platz.   Vor und nach der Evakuierung des Nestes finden sich immer mehr Hummeln in Gläsern wieder.

Am Morgen danach ...   Erste Rückkehr zum neuen Kasten
Am Morgen danach sind die Hummeln im Nistkasten mit Schadensbegrenzung befaßt, ...   ... fliegen aber schon aus, erkunden die neue Umgebung und finden zielsicher zurück!

Fangtechnik: Wie bekommt man solche Hummeln ins Netz bzw. ins Glas, die sich nicht im Nest befinden, während dieses umgesetzt wird? Am einfachsten sind die Tiere zu fangen, die verstört in der Nestumgebung herumkrabbeln: Man stülpt ein Glas über sie und schiebt dann den Deckel darunter und schraubt ihn zu. Wenn dabei auch etwas Erdreich, Laub etc. ins Glas gelangt, scheint das die Hummeln sogar zu beruhigen.
    Auch auffliegende oder zum Neststandort zurückkehrende Hummeln lassen jedoch gut einfangen, wenn man den richtigen Kescher hat: Der Fangbeutel aus Gardinenstoff muß zwei- bis dreimal so lang sein wie sein Durchmesser! Wenig erfolgversprechend ist es, kescherschlagend hinter einer Hummel herzulaufen: Dafür sind diese Insekten zu schnell und wendig. Eine fast hundertprozentige Trefferquote erzielt jedoch, wer zunächst den richtigen Moment abwartet und die Hummeln dann mit einem schnellen gezielten Schlag aus der Luft keschert. Ist man sich nicht sicher, ob und wo innerhalb des Beutels man das Insekt erwischt hat, sollte man den Kescher schnell auf den Boden legen und die Hummel zwischen des Falten des Stoffes suchen. Hat man die Hummel hingegen sichtbar erwischt, landet sie am Ende des Beutels. Man dreht also den Kescher 180° um die eigene Achse, so daß die Öffnung nach unten zeigt und das Beutelende über den Metallring nach unten hängt: So kann die Hummel nicht mehr entkommen.
    Auch die Überführung in ein Glas wird schnell zur Routine: Man schiebt das offene Glas von unten in den Fangbeutel. Sobald die Hummel im Glas ist und sich der Stoff über ihr spannt, setzt man mit der anderen Hand von außen den Deckel auf die Glasöffnung. Der Fangbeutel ist nun vorübergehend zwischen Glas und Deckel eingeklemmt. Während das Glas umgedreht, also mit dem Boden nach oben, wieder aus dem Fangbeutel gezogen wird, fliegt die Hummel im Glas nach oben, so daß man es erst ohne Deckel und Stoff auf den Boden stellen und dann den Deckel unter das Glas schieben und zuschrauben kann.
    Um eine Hummel in ein schon belegtes Glas umzusetzen, stellt man das obere Glas mit dem Deckel nach unten auf das untere Glas, dreht beide Schraubverschlüsse auf und zieht sie im geeigneten Moment zur Seite. Wenn die Hummel bei ihren Artgenossen im unteren Glas gelandet ist, verschließt man dieses wieder. Im Prinzip reichen also für eine Umsiedlung ein kleines "Fangglas" (etwa ein Pesto-Glas) und eine großes, hohes Glas zum Sammeln und Transportieren.

Nest im Komposthaufen
Eine Imkerin im Schutzanzug saugt mit einem Staubsauger vor einem Komposthaufen Baumhummeln ab, die allerdings nicht aggressiv werden; links ein vorbereiteter Hummelkasten · Solingen-Gräfrath, 01.05.2014

Hummelattacken: Besteht während einer Umsiedlung nicht die Gefahr, von den Arbeiterinnen eines Hummelvolkes angegriffen und gestochen zu werden? Ein solcher Angriff ist tatsächlich nicht ausgeschlossen, aber nur unter bestimmten Bedingungen wahrscheinlich:

Nest im Erdreich hinter Palisaden   Im Loch ist noch kein Nest erkennbar
Der Spalt zwischen der 2. und 3. Palisade von links führt zu einem Nest der Dunklen Erdhummel   Trotz einiger Hummeln im Loch ist noch kein Nest erkennbar · Solingen-Aufderhöhe, 16.05.2014

Eröffnung des Erdhummel-Nests von der Seite   Zwei Gläser für Fang und Transport
Das Nest wird von der Seite eröffnet, erste Waben fallen heraus, Arbeiterinnen fliegen erste Angriffe   Mit einem kleinen Glas lassen sich die Hummeln einfangen und in ein großes Glas umsetzen

Hummeln auf dem Beifahrersitz   Rückkehr zum Hummel-Kasten
Die Hummeln reisen auf dem Beifahrersitz   Rückkehr einer Erdhummel-Arbeiterin in den Kasten

2. Nistkastenwechsel

Wer ein von Wachsmottenraupen befallenes Nest retten will, kann ein (hoffentlich hummelverträgliches) Spritzmittel gegen Raupen verwenden, oder er muß es auseinanderpflücken, um nur die unbefallenen Waben und ihre brummenden Besitzerinnen in das neue Nest zu überführen. Dies erfordert das Fangen möglichst aller Hummeln, die nun (vorzugsweise) in einem großen Glas oder vielen kleinen Gläsern "zwischengelagert" werden müssen. Eine solche, oft mehrstündige Aktion ist nicht jedermanns Sache und im Falle von Baumhummeln auch nicht empfehlenswert. Besser ist, einem Wachsmotten-Befall Wachsmotten vorzubeugen.
    Ist das Umsetzen eines Volkes von einem kleineren (Boden-) Kasten in einen größeren von vornherein geplant, so erübrigt sich das Zerpflücken, also Beschädigen des Nestes: Die Hummeln werden schon zu Anfang in einem Innenkasten aus Pappe, also Pappkarton angesiedelt, der eines späten Abends dem alten Kasten entnommen und in den neuen Kasten gestellt wird. Benötigt ein sich stark entwickelndes Volk dann mehr Raum, schneidet man nur die Vorder- oder Hinterwand heraus und füllt etwas Nistsubstrat und Polsterwolle nach ...

3. Ortswechsel des Nistkastens

Wenn ein Hummelvolk in einem Kasten versetzt werden soll, muß der neue Standort entweder ganz nah am alten Standort oder mehrere Kilometer weit von ihm weg sein: Ausfliegende Hummeln merken sich – wie die größer werdenden Schleifen eines Orientierungsfluges nach der Nestfindung zeigen – die nähere wie auch weitere Umgebung. Dies kann deshalb passieren:


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