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Einleitung, TypenBehälter für Stengel Behälter für Stengel · Schaukasten mit Röhrchen Demo-Röhrchen


2. Bauanleitung für Nisthilfen mit Stengeln

Neben den klassischen Holznistblöcken gibt es seit langem die mit Schilf- und anderen Stengeln gefüllten Nistkästen. Sie haben eine Rückwand und sind in verschiedenen Formen ausgeführt, und man kann alle mit wenig Material und Werkzeug selbst basteln:


Runder Schilfbehälter
 
  Dreieckiger Kasten A   Dreieckiger Kasten B

 
← 1. links: große Konservendose, geschraubt auf ein Brettchen mit Holzdach und an drei Seiten überstehendem Kunststoffdach.   ← 2. links und ↑ 3. rechts: zwei selbstgebaute Dreiecke zum Befüllen mit hohlen Stengeln.
Quadratischer Kasten A   Quadratischer Kasten B   Fünfeckiger Kasten
4. quadratischer Kasten in zwei Versionen: einmal waagerecht ...   ... und 5. einmal auf der Spitze, damit Regen besser abläuft.   6. für "Häuslebauer": das aufwendigere Hausmodell.
  1. Ein vorhandener runder Behälter – etwa eine gesäuberte Konservendose oder Blechdose für Holzöl oder ein kleiner Kunststoffeimer – ist das einfachste und billigste Gehäuse für hohle Stengel. Wir bohren in den Boden ein Loch (ca. Ø 4 mm) und schrauben den Behälter mit einer Holzschraube waagerecht auf ein kleines Holzbrett. Dieses erhält noch ein Dach, um die Stengel vor dem Verrotten und das Blech vor dem Rosten zu schützen: entweder ein großes Dach, das lackiert werden muß, oder ein kleines Stützdach für eine größere Kunststoffplatte. Wenn die Rückplatte nach oben übersteht, kann man sie durch ein Loch hindurch auf eine Wand, eine Zaunpfahl etc. schrauben.
  2. Wer sich das Gehäuse selber bauen will, sollte wetterfestes Holz verwenden. Gut geeignet sind "Multiplex", ein wasserfest verleimtes Sperrholz, das sich wie Massivholz sägen, schleifen und mit Holzleim verbinden läßt, und die durch ihre Oberflächenversiegelung unverwüstliche "Siebdruckplatte", die man mit (teurem) Zweikomponentenkleber und Edelstahl-Holzschrauben verbinden sollte. Die vorstehende Anleitung läßt sich mit beiden Typen realisieren, für die folgenden wird wegen der Nuten-Verbindungen und Klebungen hingegen Multiplex empfohlen. 12 oder 9 mm Stärke sind ausreichend.

  3. Um ein Dreieck zu konstruieren, kann man die Multiplex-Brettchen prinzipiell in beliebigen Winkeln auf Gehrung sägen und dann zusammenschrauben; so lassen sich dreieckige Gehäuse mit recht spitzen Winkeln bauen. Da solche Verbindungen aber nicht sehr stabil sind, wird hier ein Nutenverbindung vorgeschlagen: Der Vorteil ist, daß sich die lange, untere Platte besser mit den Dachschenkeln verbinden läßt: Sie paßt exakt in die Nut eines V-Nutfräsers.
        Die Dachplatten sind unterschiedlich lang: In eine der beiden sägen wir mindestens 5 mm vom Rand entfernt möglichst präzise eine Nut, deren Breite exakt der Materialstärke der Platten (z. B. 9 oder 12 mm) entspricht; noch genauer als mit der Säge geht das mit einer Oberfräse oder auch einer Bohrmaschine mit Fräskopf.
        Da die Platten auch durch eine Rückplatte zusammengehalten werden, reicht wasserfester Holzleim für eine dauerhafte Verbindung schon aus, wenn die Teile eine halbe Stunde lang zusammengepreßt werden. Die beiden Dachplatten sollten als Regenschutz mehrere Zentimeter nach vorne überstehen und z. B. mit Acryllack geschützt werden. Zum Befestigen etwa auf einer Mauer benötigt dieses Modell ebenso wie die folgenden einen Aufhänger, etwa ein Stück Aluminium-Flachmaterial mit zwei Bohrlöchern.
  4. Natürlich läßt sich ein dreieckiges Gehäuse auch mit dem langen Schenkel nach oben bauen und aufhängen. Der Vorteil besteht darin, daß sich ein solches Gehäuse mit nur einer vorne und seitlich überstehende Kunststoffplatte gegen Niederschläge schützen läßt. Die Verbindung der Dachplatte mit den beiden unteren Schenkeln ist nicht einfach: Die beiden Nuten der Dachplatte müssen zu einem 45°-Winkel erweitert werden, wofür es spezielle Fräsköpfe für die Oberfräse oder Bohrmaschine gibt; zur Not tut es auch ein Stechbeitel. Je zwei rostfreie Holzschrauben durch die Dachplatte hindurch fixieren dann die unteren Platten. Diese werden so verbunden, wie es unter 2. für die Dachschenkel beschrieben ist.
  5. Die stabilste Konstruktion stellt ein viereckiger Kasten dar, dessen vier Platten in genau passenden Nuten festklemmen und sich nach einer Verklebung mit wasserfestem Holzleim nicht mehr auseinanderreißen lassen. Die Nuten lassen sich auf der Kreissäge oder mit dem Nutfräser schnell und präzise herstellen. Der Einsatz einer Oberfräse hat den Vorteil, daß die Nuten in der Dachplatte nicht bis zur Vorderkante reichen brauchen, denn die Dachplatte sollte – wenn sie nicht durch eine breitere und tiefere Kunststoffplatte (etwa eine Kunststoff-Schindel) ergänzt wird – seitlich und nach vorne überstehen. Wer möchte, kann die unteren Kanten hier wie bei den anderen Modellen aus Gründen der Optik rundfräsen. Die Rückplatte kann wie bei allen Modellen hinten aufgeleimt und geschraubt werde, der ambitionierte Heimwerker kann sie aber natürlich auch in zuvor sorgfältig gesägte oder gefräste Nuten einlassen.
  6. Wenn man einen quadratischen Kasten um 45° kippt, entsteht ein neues Modell, das mit einer Ecke nach unten zeigt und sich noch einfacher als das vorige ausnimmt. Es erfordert jedoch ebenso drei verschiedene Plattenlängen, da die beiden Dachschenkel auf beiden Seiten überstehen sollten; ein Beispiel für die Plattenmaße findet sich unten Beispielmaße für 4eck-Kasten. Natürlich sollte das Dach auch hier nach vorne überstehen. Die obere und untere Spitze können wahlweise in dieselbe oder unterschiedliche Richtungen weisen.
  7. Der letzte Kasten – das Modell für den "Häuslebauer" – ist ein fünfeckiges Gehäuse mit Dach, das vier verschiedene Plattenlängen und zwei Breiten verlangt. Es sieht zwar schön aus, hat aber zwei Schwachstellen: die beiden V-Nuten, die wir schon von den Dreiecksgehäusen her kennen. Außerdem erfordert die Rückwand etwas mehr Aufwand ...
Maße eines auf der Spitze stehenden quadratischen Kastens (5): Breite und Höhe sind prinzipiell beliebig, die Tiefe sollte die Stengellänge um ein paar Millimeter übertreffen, als Plattenstärke reichen 9 oder 12 mm. Die nebenstehenden Beispielmaße gehen von 15 cm Innenbreite und -höhe und 14 bzw. 17,5 cm Tiefe aus. Wegen des Überstands von 3,5 cm sollten die z. B. 12 mm breiten Nuten in den beiden Dachplatten nur 14 cm lang gefräst werden. Die Hinterplatte kann z. B. 6 mm dick sein und dann in 6 mm breiten Nuten in den 12-mm-Platten verleimt werden.  
Multiplex-PlatteLängeBreite
Rechte Dachplatte19,0 cm17,0 cm
Linke Dachplatte17,5 cm17,5 cm
Linke Platte unten17,5 cm14,0 cm
Rechte Platte unten16,0 cm14,0 cm
Rückwand16,0 cm16,0 cm

Alle Holzteile sollten lasiert, die dem Regen ausgesetzten Dachplatten evtl. auch lackiert, mit Dachpappe beklebt oder gar mit Aluminiumblech verkleidet werden. Wer sich diesen letzten Arbeitsschritt sparen will, sollte Siebdruckplatten (s. o.) verwenden, die auch das aufwendige Nuten überflüssig machen, also einfach stumpf mit Leim und Edelstahl-Holzschrauben verbunden werden. Wenn ein Gehäuse fertig ist, benötigt es noch einen Aufhänger: einen käuflichen oder einen selbstgemachten, den man aus einem Alu-Flachmaterial heraussägt und mit zwei oder drei Bohrlöchern versieht. Nähere Infos siehe Montage Montage von Nisthölzern.
    Schließlich kann man die paßgenau zugeschnittenen Stengel einfüllen: In allen Holzgehäusen sollte dies sorgfältig Lage für Lage und mit etwas Druck geschehen, so daß die Stengel festklemmen, also nicht herausfallen. Geeignet sind neben Schilf z. B. Stücke von Brombeerzweigen und auch von Bambusrohren, wenn man am Ende die Knoten (Nodien) abschneidet, die das Festklemmen verhindern würden. Bambusstücke müssen trocken bleiben: Feuchter Bambus spaltet sich irgendwann. Für alle Sorten gilt: Alle Stengel sollten intakt – also ohne Risse und Löcher – und am hinteren Ende verschlossen sein, d. h. an der Kastenrückwand anliegen bzw. -kleben. Stengel, die noch Mark enthalten, müssen grundsätzlich aufgebohrt werden, da fast alle Totholzbesiedler – z. B. die häufigen großen Mauerbienen (Osmia spec.) – nur leere waagerechte Stengel ohne Fasern an den Innenwänden nutzen; nur die kleinen schlanken Scherenbienen (Chelostoma spec.) und Löcherbienen (Heriades spec.) können noch vorhandenes Mark wenn nötig selbst aus den Stengeln schaffen. (Siehe auch: Markhaltige Stengel markhaltige Stengel)
    Wer keine Gelegenheit hat, geeignete Stengel im eigenen Garten zu ernten, kann im Versandhandel (Kornmilch) imprägnierte Pappröhrchen von 7 mm Innendurchmesser bestellen, die am hinteren Ende nicht verschlossen sein brauchen, wenn sie an der Rückwand anliegen bzw. dort festkleben.

Und noch drei Tips:

  1. Demo-Röhrchen: Wer zwei oder drei der Stengel oder Röhrchen durch präparierte Bambusrohrstücke ersetzt, kann später Einblick in die Larvenwiege nehmen: Zunächst schneidet man einige ca. 12 cm lange Stücke aus einem Bambusrohr. Etwa einen Zentimeter vom vorderen Ende entfernt sägt man im rechten Winkel einen Schlitz bis zur Hälfte des Durchmessers, um dann den Stengel von hinten der Länge nach vorsichtig bis zu diesem Schlitz zu spalten. Das hintere Ende verschließt man nun mit einem Holzdübel. Wenn man den oberen, kürzeren Teil schließlich wieder mit etwas Isolierband auf den unteren klebt, kann man das Demo-Röhrchen später leicht öffnen, um sich die Brutzellen anzuschauen. Der Nestverschluß bleibt bei diesen Kontrollen unbeschädigt, da das Röhrchen am Anfang nicht gespalten wurde. Eine genauere Anleitung, die auch Bambusröhrchen mit Knoten berücksichtigt, findet sich auf der Seite über Demo-Röhrchen Demo-Röhrchen.
  2. "Vogelschutz": Nicht nur Solitärbienen entdecken solche Kästen schnell auf der Suche nach Nistgelegenheiten: Meisen finden hier eine üppige Eiweißquelle. Man sollte ihnen die Selbstbedienung spätestens dann erschweren, wenn sie die Stengel entdeckt haben und aus den Kästen zupfen. Dagegen gibt es zwei Mittel:
    1. Man schneidet ein Stück dicker Pappe oder dünner Hartfaser- oder Sperrholzplatte (ca. 3 mm) aus, bestreicht es mit Holzleim oder Montagekleber und drückt es gegen die Rückwand. Dann stapelt man die Stengel davor und drückt sie einzeln gegen die bestrichenen Fläche. Fortan lassen sich die Stengel nur gemeinsam aus der Nisthilfe ziehen, was einem Vogel allerdings nicht gelingt.
    2. In die Stirnseiten der Seitenplatten dreht man zwei oder vier kleine Hakenschrauben und hängt ein dem jeweiligen Kasten entsprechend geschnittenes Stück Maschendraht von mindestens 19 mm (am besten 25 mm) Maschenweite ein, das Bienen ohne Schwierigkeit passieren läßt, Vögel aber am Picken hindert. Noch besser wäre ein selbstgebauter Rahmen, in den man im Abstand von 2–3 cm senkrecht (!) einen dünnen, aber gut sichtbaren Draht oder Faden einzieht: Vögel können sich hier nicht halten, Bienen aber noch problemloser passieren als durch ein Geflecht.
  3. Handel: Nicht jeder Bienenfreund, nicht jede Bienenfreundin hat die Zeit, das Werkzeug oder das Geschick, selbst eine solche Nisthilfe zu bauen. Aber ihnen kann geholfen werden: Etliche Modelle gibt es auch Demo-Sandwich-Nistbrett zu kaufen. So bieten etwa Christoph Kornmilch und Schwegler bezugsfertige Nistkästen verschiedener Formen mit imprägnierten Pappröhrchen bzw. Schilf an. Die Adressen dieser und weiterer Bezugsquellen finden sich auf der Wildbienen-Adressen Adressen-Seite!

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