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Wildbienen: Öffentlichkeitsarbeit
WB-Schutz öffentlich WB-Schutz öffentlich · Zeigen & Erklären Zeigen & Erklären · Infostände etc. Infostände etc. · Presse Presse

Naturschutzarbeit ist nicht nur direkte Hilfe für die Geschöpfe der Natur und somit auch den Menschen, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit, und diese lebt weniger vom belehrenden oder mahnenden Wort als vielmehr vor allem vom Zeigen: Menschen möchten die Wunder der Natur sehen und erleben und auch mit dem Herzen für den Naturschutz gewonnen werden. Wie aber ist dies mit Einsiedlerbienen möglich?

Pressetermin an einer Wildbienenwand   Schaukasten für Solitärbienen (Modell "Martin")
Pressetermin an einer Wildbienenwand für Lehm- und Totholzbewohner   Demo-Nistkasten in Aktion


1. Wildbienenschutz öffentlich

Eine Möglichkeit besteht darin, Wildbienenschutz auch öffentlich bzw. öffentlichkeitswirksam zu betreiben: In öffentlichen oder der Öffentlichkeit zugänglichen Parks bzw. Gärten können Besucher geeignete Nisthilfen sehen und zur richtigen Jahreszeit, also vor allem im Frühling, auch das Treiben ihrer Bewohner (Mauer-, Scheren- und Löcherbienen, Gold- und Lehmwespen etc.) beobachten und schließlich die eine oder andere Idee mit nach Hause in den eigenen Garten bzw. die eigene Werkstatt tragen. Verschiedene Wildbienenwände Wildbienen-Schauwände aus Lehm wurden schon vorgestellt, es folgen Beispiele öffentlicher Wildbienen-Lehrpfad Wildbienen-Lehrpfade mit vielen verschiedenen Typen von Nisthilfen sowie ein Konzept eines Biozönotischer Wildbienen-Lehrgarten Wildbienen-Lehrgartens, der auch die Futterpflanzen der Bienen berücksichtigt. Im Vergleich zu Honigbienen- und Hummelvölkern haben solche Anlagen für die Gewinnung uninformierter Laien zunächst auch ein paar Nachteile:

Die Entwicklug des Bieneneies   Eine fette Bienenmade am Pollen ...
Die Entwicklung einer Mauerbiene vom Ei bis zur Verpuppung: Leverkusener Kleingärtner lüfteten auf der Landesgartenschau NRW 2005 mit dieser überdimensionierten Demo-Niströhre das Geheimnis der (sonst verborgenen) Bienen-Metamorphose. Die 4 vorgestellten Phasen: 1. Tag, 10. Tag, nach 3–4 Wochen und ab der 4. Woche. Bezugsquelle: www.wildbiene.com: "Bienenshop"

Witterungsbeständige Info-Tafel   SB-Infokasten an Wildbienenwand
Witterungsbeständige weil eloxierte Info-Tafel   SB-Infokasten an einer Wildbienenwand


2. Zeigen und Erklären: "Insider" wissen mehr!

Eine Methode, Interesse für Einsiedlerbienen zu wecken und auch zu befriedigen, läßt die Leute "hinter die Kulissen" gucken: Die meisten Menschen sind spontan beeindruckt, wenn Einblick in die Kinderstube der Bienen gewährt wird. Hervorragend dafür geeignet sind Schaukästen für Mauer- und Scherenbienen etc.: Holz- oder Holzbetonkästen, in deren Vorderwände etliche Fluglöcher gebohrt sind; diese setzen sich im Inneren der Kästen in Nuten fort, die in Massivholz gefräst und mit Acrylglas abgedeckt wurden. Mauerbienen z. B. bauen dort ebenso wie in andere Totholz-Nistgänge ihre Brutzellen, verproviantieren sie und legen auf bzw. in den Pollen ihre Eier.

Da das Innere von Schaukästen aus naheliegenden Gründe nicht öffentlich zugänglich sein sollte, ist eine Führung durch einen Experten die richtige Gelegenheit, die Entwicklung unserer Bienen zu demonstrieren und sachkundig zu erläutern: Hier kann man sich die Nestverschlüsse der verschiedenen Arten zeigen lassen, vielleicht mit dem Fachmann eine Bestimmungsübung an Nistlöchern und Blüten machen und schließlich alles fragen, was man schon immer über Bienen wissen wollte ...

Führung auf dem Wildbienen-Lehrpfad   Eine Minute im Schauglas

Inspektion mit dem Otoskop   Brutzellen einer Mauerbiene
Führung auf dem Wildbienen-Lehrpfad:
1. an der Lehmwand, 2. Wespe im Schauglas;
3. Inspektion mit dem Otoskop, 4. Demo-Nistgang;
5 + 6. Artenbestimmung am Sandbeet mit Literatur.

Artenbestimmung am Sandbeet   Artenbestimmung mit Literatur


3. Infostände, Umwelttage: Schauen und basteln ...

Natürlich lassen sich kleinere, tragbare Nisthilfen zusammen mit Info-Tafeln auch ohne direkten Natur-Kontakt zeigen, etwa auf Umwelttagen: Diese bieten Gelegenheit, Menschen anzusprechen, Fragen zu beantworten, Erfahrungen auszutauschen und Broschüren zu verteilen bzw. zu verkaufen.

Vor allem Kinder und Jugendliche lassen sich für den Wildbienenschutz dadurch gewinnen, daß man ihnen Nisthilfen für Bienen und ihre Bewohner nicht nur zeigt, sondern sie die diversen Nisthilfen auch bauen und aufhängen läßt. Das führt zur "Identifikation" mit den eigenen kleinen Bauwerken wie auch den Bienen und erreicht indirekt auch die Eltern.

Wildbienenhotels + Schaukasten von innen   Die selbstgebohrten sind die besten ...
"Umwelttage" und andere dem Naturschutz gewidmete Veranstaltungen bieten Gelegenheit, der Öffentlichkeit unsere Wildbienenfauna und ihren Schutz nahezubringen. Besonders Kindern und Jugendlichen macht es Spaß, sich selbst einen Nistblock zu bohren.

Infostand des Naturgarten e.V. bei Syringa   Schilfrohr als Nisthilfe
Infostand und Infotafeln des Naturgarten e.V. (lüc)
("Kräutertage" der Gärtnerei Syringa in Hilzingen-Binningen)
  Preiswerte Nisthilfe für Stengelnister (lüc)


Der Information der interessierten Öffentlichkeit sollen Info- bzw. Faltblätter ("Sind Wildbienen gefährlich?", "Solitärbienenbestimmung" etc. im PDF-Format) dienen, die sich in der Wildbienen allgemein & Biologie --> DownLoads allgemeinen Sektion unter DownLoads herunterladen lassen.

4. Presse

Eine Möglichkeit, Informationen über Wildbienen in eine breite Öffentlichkeit zu tragen und für ihren Schutz zu werben, ist ein Artikel in der lokalen Presse. Diese eigentlich naheliegende Form der Öffentlichkeitsarbeit hat allerdings ihre Tücken, wie viele Naturschützer schon erleben mußten. Einige Beispiele sollen das belegen:

Wie kommt es zu solchen Mißverständnissen, Verhaltensweisen etc.? Worauf läßt man sich ein, wenn man sich mit der Presse einläßt? Was sollte man beachten und erwarten? Es ist wohl nicht aus der Luft gegriffen, der Presse folgendes zu unterstellen:

  1. Pressehäuser sind in erster Linie Wirtschaftsunternehmen, Blätter mit gesellschaftspolitischem Sendungsbewußtsein sind so gut wie ausgestorben, die Konzentration im Zeitungsmarkt nivelliert die Inhalte zusehends – selbstverliehene Attribute wie "unabhängig" und "überparteilich" belegen das. Das Interesse der Presse am Naturschutz hängt also vom vermuteten Interesse der Leserschaft ab.
  2. Anders als der Wissenschaftsjournalismus berichtet die Lokalpresse grundsätzlich nur mittelbar über Themen, unmittelbar aber nur über Menschen – nach dem Motto: Menschen interessieren sich in erster Linie für ihre Mitmenschen. Wenn ein Journalist seinen alljährlichen (und immer ähnlichen) Artikel über das Frühlingserwachen schreiben will, wälzt er vorbereitend keine entomologische Fachliteratur und beobachtet (und fotografiert) auch keine Bienen an Frühjahrsblühern – er interviewt einen Imker! Aus diesem Blickwinkel ist z. B. die berüchtigte Varroa-Milbe primär kein Problem eines Bienenvolkes, sondern des Imkers, der nun viel mehr Arbeit und Sorgen hat. Für Naturschützer bedeutet das ein Problem: Sollen sie sich selbst zum Thema machen lassen? Wie kann man das Interesse eines Journalisten weg von sich selbst auf die Biologie der Wildbienen und ihre Schutzwürdigkeit lenken?
  3. Die Lokalpresse berichtet nicht nur grundsätzlich über Menschen, sondern auch nur über Ereignisse bzw. "Events". Eine Nestkolonie, die Abhängigkeit einer (oligolektischen) Solitärbiene von einer bestimmten ("ihrer") Blütenpflanze oder einer bestimmten Niststruktur, die extreme Seltenheit einer Bienenart etc., all das ist kein Ereignis; ein Ereignis kommt allerdings zustande, wenn sich ein Gartenbesitzer in (gespielter) Panik über eine angeblich gefährliche Sandbienenaggregation in seinem Rasen beschwert, ein Hangbiotop mit seltenen und für Wildbienen überlebenswichtigen Wildblumen von Bebauung bedroht ist, ein Vortrag in der Volkshochschule gehalten wird, ein Arbeitseinsatz im Gelände stattfindet ... das kann ein Anlaß für einen Artikel sein.
  4. Der Natur- und Artenschutz mag objektiv das wichtigste zu lösende Problem für das Überleben der Menschheit sein, für die Lokalpresse ist er nur drittklassig. Das erklärt, welche Journalisten sich mit Naturschutz und Wildbienen befassen und welche nicht: Die hochrangigsten und erfahrensten Redakteure einer Zeitung sind für Themen wie Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, politische Machtverhältnisse zuständig und führen Interviews mit wichtigen Persönlichkeiten aus Politik und Wirtschaft. Das Vereinsleben, Verkehrsprobleme, Nachbarschaftskonflikte, Geschäftseröffnungen und -schließungen wie auch Naturschutzmaßnahmen sind Aufgaben für zweitrangige Journalisten, nicht zuletzt für Volontäre.
  5. Journalisten wissen über Bienen regelmäßig nur das, was auch die Mehrheit der Leserschaft weiß oder zu wissen glaubt, und das läßt sich mit wenigen Stichwörtern und Klischees zusammenfassen: Honig, Imker, Blumen, Bestäubung, Königin, Drohnen, Arbeiterinnen, fleißig, Naturschutz. Alles, was sie darüber hinaus erfahren, messen Journalisten an diesem "Vorwissen", daher nimmt auch in kleinen Artikeln über Wildbienen die Honigbiene als Vergleichsinstanz relativ viel Raum ein. Was Journalisten erfahren, verstehen sie außerdem oft genug nicht – was man ihnen zunächst kaum verdenken kann, da die Wildbienenbiologie recht komplex und nicht mit ein paar wenigen Sätzen erklärbar ist. Wie ihre Leser haben aber auch Journalisten ihre (jahrzehntelang genährten) Gewohnheiten und Vorurteile, was sich etwa in der penetrant wiederholten Bezeichnung "Biene" für die 'Honigbiene' zeigt.
  6. Journalisten sind selten Experten zu einem Thema, sondern in der Regel Universaldilettanten. Sie glauben aber traditionell, diesem Mangel abhelfen zu können durch gründliche Recherche, gepaart mit guter Allgemeinbildung einerseits und Expertentum auf ihrem eigenen Gebiet andererseits. Gründliche Recherche, also Einarbeitung in ein Thema, scheitert aber immer häufiger an den Sparzwängen und Einsparungen in der Zeitungsbranche, und aus denselben Gründen ist es auch mit dem heutigen Journalismus nicht mehr allzuweit her: Es gibt fast keine Zeitungsseite mehr ohne Grammatik- und Rechtschreibfehler, fehlende Zeilen oder unverständliche Formulierungen, und auch die rückgratlose Umsetzung der sogenannten Rechtschreibreform ab 1999 ist dafür ein Indiz. Wer sich also mit der Presse einläßt, muß auf alles gefaßt sein!


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