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Sinn & Unsinn der Wildbienenstände
Wildbienenstände Wildbienenstände · Wildbienenstände Bauhinweise  |  Wildbienenstand in Pottenstein Negativbeispiel 1 · Wildbienenstand von Imkern Negativbeispiel 2 · Fazit Fazit

Das Pro & Contra Pro & Contra von Nisthilfen wurde bereits grundsätzlich diskutiert und gilt im Prinzip auch für große Wildbienenstände (Nistwände, Insektenhäuser):

Man darf sich allerdings fragen, warum es statt einiger kleiner platzsparender und preiswerter Nistziegel oder Nisthölzer für Mauerbienen, Lehmwespen etc. unbedingt ein großer Bienenstand sein muß, der deutlich über das Ziel hinausschießt, einen möglichen lokalen Mangel natürlicher Niststrukturen auszugleichen, und viel Platz, Material, Zeit und Geld erfordert. Außer ihrer Artenschutz- und pädagogischen Funktion setzt ein Bienenstand bzw. Insektennisthaus offenbar noch ein weiteres, drittes Motiv voraus; aber welches?

Blickt man auf menschliche Siedlungen, also unsere Städte und Dörfer, so fällt schon aus einiger Entfernung auf, daß der höchste Bau eines Dorfes traditionell seine Kirche ist, und die höchsten, ihre Skyline bestimmenden Gebäude einer Großstadt sind die Wolkenkratzer großer, mächtiger Konzerne, die sich die renommiertesten Architekten und unkonventionellsten, aufsehenerregendsten Architekturen leisten konnten. Die Größe und Form solcher Bauten ist keineswegs nur dem jeweiligen Raumbedarf geschuldet; man wollte und will sich selbst und der Welt auch Bedeutung, Macht, Relevanz demonstrieren.
    Mit großen Wildbienenständen bzw. Insektennistwänden ist es durchaus ähnlich: Zwar findet man einige solcher Konstruktionen auch in Privatgärten, deren Besitzer sich selbst wie ihren Verwandten und Bekannten handwerkliches Geschick und Sinn für Ästhetik beweisen möchten; die meisten großen Nistwände aber stehen gut sichtbar auf kommunalen Flächen (KITAs, Parks und Botanischen Gärten, Freilichtmuseen, Friedhöfen, Naturschutzgebieten) und Grundstücken von Naturschutzverbänden. Schauen wir uns einmal zwei solcher Konstruktionen an:

1. "Insektennistwand" ("Bienenhotel")

Bienenstand Pottenstein
Dekorativer Bienenstand in einem Kurort – aber weder effektiver Artenschutz noch sinnvolle Pädagogik

Dieses mit handwerklichem Geschick erstellte und gegen Regen geschützte Wildbienenhaus steht in einem Kurort unweit eines Weges, der entlang eines naturnah gestalteten Flüßchen verläuft. Als dekorativer "Eyecatcher" trägt die Konstruktion zur Atmosphäre des Ortes bei und könnte Wegbeschreibungen und Verabredungen auch als "Landmarke" dienen ("Wir treffen uns am Bienenhotel"). Ein genauer Blick auf das Objekt offenbart allerdings die Probleme:

2. "Insektennistwand" ("Bienenhotel")

Wildbienenwand eines Imkervereins
Vermeintliche Wildbienenwand eines Imkervereins: Zurschaustellung völliger Inkompetenz

Ein Beispiel dafür, wie weit zur Schau gestellter Anspruch und traurige Wirklichkeit auseinanderklaffen können, ist diese Konstruktion eines Imkervereins: Sie wurde neben Schau-Beuten und Infotafeln zur Biologie, Haltung und Zucht von Honigbienen errichtet und soll wohl deren "wilde Verwandtschaft" vorführen und Verantwortung der Imkerschaft für die Biodiversität demonstrieren. Seit die massenhafte Haltung der domestizierten Honigbiene als potentiell schädlich für Wildbienen in der Kritik steht, finden letztere zunehmend in Broschüren und auf Internet-Seiten von Imkern Erwähnung mit der (impliziten oder expliziten) Botschaft: "Auch wir kennen, schätzen und schützen unsere Wildbienen!"
    Tatsächlich aber beschränken sich imkerliche Kenntnisse in der Regel auf die Haltung, Pflege und Zucht von Honigbienen und die Gewinnung ihres Honigs; über die Biologie und Artenvielfalt der Wildbienen und anderer Insekten wissen sie meisten Imker nicht mehr als Hühnerbarone über Rebhühner und Wachteln. Die abgebildete (vermeintliche) Nistwand zeigt eine sechseckige Wabenstruktur, die man indes bei Wildbienen nicht findet, und die Füllungen der Waben können von keiner einzigen Wildbienenart genutzt werden; bis auf die wenigen Pappröhrchen am linken und rechten Innenrand ist diese Werbefläche – nichts anders ist sie – also völlig unbrauchbar. Das Kalkül ihrer Erbauer könnte dennoch im Einzelfall aufgehen: Laien, die Honigbienenhaltern große Sachkunde zubilligen, könnten versucht sein, solche auch in Bezug auf andere, wildlebende Bienen anzunehmen ...

Fazit: Sinn & Unsinn

Wildbienenhaus der TBS
Wildbienenhaus auf einem Stadtwerke-Gelände: eine solide Konstruktion mit Niststrukturen für Totholz-Besiedler wie für Steilwandbewohner. Die beiden grauen Blöcke unten links und rechts erfüllen ihren Zweck nur als Trägermaterial für jeweils gut 50 imprägnierte Pappröhrchen und waren eigentlich eine Notlösung, da diese große, repräsentative Nistwand wie viele andere mehr Stellraum bietet als Nisthilfen vorhanden waren. Die beiden vorderen Pfeiler mit ihren je fünf Halterungen dienen der Montage eines Rahmens mit Drahtbespannung: Ein Buntspecht hatte auf die einzige Schwachstelle der Nistwand aufmerksam gemacht ...

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