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Wildbienen: Futterplätze
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Bienen sind unterschiedlich von ihren Trachtpflanzen abhängig: Bienenarten, die auf bestimmte Pflanzengattungen oder -familien spezialisiert, also oligolektisch sind, sterben lokal aus, sobald die artspezifischen Pollenspender lokal verschwinden. Generalisten, also polylektische Arten, sind weniger empfindlich, aber dennoch gefährdet, wenn ihre Trachtpflanzen großflächig etwa durch Mahd vernichtet werden. Geeignete "Futterplätze" sind also neben passenden Nistplätzen, artspezifischem Baumaterial und einem geeignetem Klima ein entscheidendes Requisit für das Vorkommen einer Bienenart, und alle Requisiten müssen zeitgleich und in räumlicher Beziehung zueinander zur Verfügung stehen.
    Da Bienen auf ihren Sammelflügen nur begrenzte Entfernungen zwischen Nist- und Futterplätzen zurücklegen können, sind beide Standorttypen oft (aber nicht immer) identisch: Wer z. B. auf Ruderalflächen nistet, findet dort oft auch Pollen und Nektar. Einige Futterplatztypen – Äcker, Wege, Weiden & Wiesen etc., aber auch mit Wildpflanzen bepflanzte Kleingärten und Balkone – sind zudem menschengemachte Sekundärbiotope, deren Pflanzengesellschaften aus anderen, natürlichen Biotopen stammen. Dies erklärt, warum sich manche Pflanzen mehreren Standorttypen zuordnen lassen.
    Wer sich wissenschaftlich mit den Nahrungspflanzen der Bienen und (den Standorten) der mitteleuropäischen Flora befaßt, kann und sollte zurückgreifen auf das große Standardwerk von Heinz Ellenberg & Christoph Leuschner (2010): Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen (6. Aufl., Ulmer).
Wildblumenwiese

1. Ruderalflächen, Feld- & Wegränder, Äcker

Ruderalflächen sind siedlungsnahe Grundstücke, deren frühere Bebauung abgerissen wurde oder verfallen ist. Die Böden solcher Flächen sind einerseits meist stickstoffreich, andererseits mit Baumaterial (Steinen, Mörtel, Teer etc.) durchsetzt. Diese menschliche Prägung trifft abgeschwächt auch für Feld- und Wegränder zu, da die Böden hier ebenfalls verdichtet, mit Schotter durchsetzt und/oder durch ein angrenzendes Feld gedüngt sind. Ruderalflächen, Wegränder etc. wurde in den vergangenen Jahrzehnten oft als "unsauber", "unordentlich" etc. empfunden und daher begrünt, aufgeschottert oder asphaltiert, so daß die Ruderalflora verschwand. Diese stammt ursprünglich zwar von anderen Standorten, ist dort aber eher noch mehr durch Land- und Forstwirtschaft, Landschaftsplanung (Parks, Golfplätze etc.) und Bebauung gefährdet.

Bienenfreundlicher Wegrand Ackerwinde am Feldrand
Bienenfreundliche Wegflora · Rhein bei Orsoy   Ackerwinde am Feldrand

Rainfarn-Bestand Rainfarn am Gartenzaun
Ein üppiger Rainfarn-Bestand zieht die Seidenbienen der Umgebung an   Vorbildlich: Rainfarn am Zaun

Cichorium intybus Allzu schmal ... Alte Hofschaft mit Wilder Möhre
Wegwarte am Wegrand   Unnötig schmaler Randstreifen!   In Hofschaften blüht das Leben!

Mauerblümchen Ruderalfläche mit Margeriten
"Mauerblümchen" wie diese sind wertvolle "Tankstellen"   Ruderalfläche mit Margeriten

2. Mager- & Trockenrasen, steinige Hänge, Sandgebiete

Dieser Biotoptyp ist durch Mangel geprägt: entweder an Nährstoffen (Stickstoff, Phosphor) oder an Wasser oder an beidem. Daraus zu schließen, daß die Vegetation hier nur spärlich oder "mager" ist, erweist sich jedoch als Irrtum, wenn man sich einmal eine typische Magerrasengesellschaft anschaut, in der nicht die Gräser die Oberhand gewonnen haben: Nirgends ist die bunte Vielfalt oft seltener Blütenpflanzen so ausgeprägt, nirgends stoßen Wildpflanzen bei Naturfreunden und Fotografen auf so viel Begeisterung wie auf mageren Böden und Gebirgshängen, die landwirtschaftlich kaum produktiv sind. Typische Pflanzen sind Liliengewächse (Affodill, Lauch etc.), Schwertlilien, Orchideen, Nelken, Hahnenfuß, Dickblatt- und Steinbrechgewächse, Ginster- und Kleearten, Heidekraut und Enzian, Thymian, Salbei, Lavendel, Glockenblumen, Greiskraut, Disteln etc.
    Anders als die Trockenrasen-Gesellschaften überwiegend trockener Böden auf Fels, Kies und Sand sind Magerwiesen bzw. -rasen in ihren verschiedenen Ausprägungen oft das Ergebnis menschlichen Wirtschaftens, also von Rodung und Beweidung. Die Änderung landwirtschaftlicher Nutzung bewirkt heute ihre extreme Gefährdung: einerseits durch die Mineraldüngung (einschließlich des Nährstoff-Eintrags über die Luft) und mechanische Bearbeitung der Böden, andererseits durch die Abnahme der Schafbeweidung, was zwar kurzfristig den Artenreichtum der Blütenpflanzen begünstigt, aber mittel- und langfristig auch die Verbuschung, also die natürliche Sukzession zum Wald.

Buphthalmum salicifolium, Daucus carota etc.
Ochsenauge, Wilde Möhre & Co.: Ein solcher Anblick wird immer seltener ...

Bunter Blumenstrauß Trockenrasen im Sommer
Bunter Blumenstrauß: Johanniskraut, Distel und Wilde Möhre   Trockenrasen im Sommer

Rheindamm mit Hauhechel Trockenrasen, Neusiedler See
Trockenhang mit Hauhechel (Ononis spinosa) · Rhein bei Orsoy   Trockenrasen · Neusiedler See

Lavendel Trockenhang mit Skabiosen-Flockenblume
Bei uns nur selten verwildert: Lavendel   Trockenhang mit Skabiosen-Flockenblume (Centaurea scabiosa)

Sandweide mit Eryngium Sandweide bei Hünxe
Sandweide mit Feld-Mannstreu (Eryngium campestre) · Hünxe   Trockengebiet: Sandweide bei Hünxe

3. Fettweiden & -wiesen, Streuobstwiesen

Weiden und Wiesen auf ausreichend nährstoffreichen und feuchten Böden sind stets Menschenwerk: Sie entstanden durch Rodung und dienen der Versorgung des Viehs mit Gras und auch Kräutern. Während Fettweiden je nach Art und Menge der Nutztiere sowohl ständig als auch unterschiedlich beweidet werden und somit unterschiedliche Pflanzengesellschaften ausweisen, werden Wiesen bei jeder Mahd vollständig ihres Aufwuchses beraubt; der Nährstoffverlust wird zudem regelmäßig durch Düngung ausgeglichen. Die heute meist übliche intensive Nutzung führt in beiden Fällen zu einer Verarmung der Pflanzen- und dadurch auch der Bienenarten.
    Aber es gibt die artenreichen Wiesen und Weiden noch: an Mittelgebirgshängen, auf Streuobstwiesen und anderen Böden, die zurückhaltend genutzt und gedüngt werden; auch privater Rasen, der nur zweimal im Jahr gemäht und nicht gedüngt wird, entwickelt sich wieder zur Blumenwiese. Hier wachsen die Rote und die Kuckucks-Lichtnelke, das Wiesen-Schaumkraut, viele Schmetterlingsblütler (Kleearten, Wiesen-Platterbse, Vogel-Wicke), der Wiesen-Storchschnabel, Gamander-Ehrenpreis, Wiesenknautie, Wiesenglockenblumen, Margeriten und viele Korbblütler; der Wiesen-Löwenzahn und Doldengewächse wie Wiesenkerbel und Bärenklau zeigen hingegen überdüngte, artenarme Böden an.

Fettwiese Fettwiesenrand
Fettwiese   Wiesenrand mit Taubnesseln

Veronica chamaedrys & Ranunculus acris Lychnis flos-cuculi
Fettwiesenrand: Ehrenpreis und Hahnenfuß   Die Kuckuckslichtnelke ist ein Feuchtezeiger

Vicia cracca Klee und Scharfer Hahnefuß (Rabunculus acris)
Fettwiese mit Vogelwicke (Vicia cracca)   Klee und "Butterblume"

Fettwiese mit Lathyrus pratensis Taraxacom officinale
Fettwiese mit Wiesen-Platterbse (Lathyrus pratensis)   Wiesen-Löwenzahn mit Besuch

4. Ufer & Feuchtgebiete

Fluß-, Bach- und Seeufer, Auen, Feuchtwiesen etc. sind die Lebensräume feuchtigkeitsliebender Pflanzen, die teils im Wasser, teils an feuchten Standorten wachsen. Zu letzteren gehören z. B. Orchideen, etliche Hahnenfußgewächse, Kreuzblütler (Brunnen- und Sumpfkresse), Sonnentau, Blutweiderich, Weidenröschen, etliche Doldengewächse (z. B. Wasserschierling, Wasserfenchel), Heidekrautarten, Primelgewächse wie der Gewöhnliche (!) Gilbweiderich, Borretscharten, Lippenblütler (etwa Wasser- & Roßminze und Sumpfziest), Braunwurzgewächse, vieler Korbblütler (Pestwurz, Distelarten, Färber-Scharte, Sumpfpippau, Wiesen-Alant etc.) und andere. Das traurige Schicksal vieler Feuchtgebiete ist bekannt: Entwässerung und Düngung vor allem zur Ackerlandgewinnung oder Aufforstung, Beweidung, Bebauung, Abgrabung etwa zur Kiesgewinnung.

Ufervegetation
Gilb- und Blutweiderich (Lysimachia vulgaris & Lythrum salicaria) am Altrheinarm bei Düsseldorf-Garath: An solchen Standorten findet man Schenkel- und Sägehornbienen (Macropis europaea & Melitta nigricans)

Sumpfkresse (Rorippa spec.) Altrheinarm bei Garath
Ufervegetation: Sumpfkresse (Rorippa spec.) · Rheinufer, Orsoy   Vegetation am Altrheinarm bei Garath

5. Waldränder & -lichtungen

Lichte Mischwälder, Waldlichtungen & -ränder sind die Lebensräume wunderschöner Lilienarten (Türkenbund, Bärlauch, Maiglöckchen etc.), diverser Orchideen (Frauenschuh, Knabenkräuter etc.), vieler Hahnenfußgewächse (Eisenhut, Windröschen, Waldrebe, Akelei, Scharbockskraut etc.), einiger Kreuzblütler (etwa Wildes Silberblatt), etlicher Rosengewächse (Brombeere, Wald-Erdbeere, Hundsrose), vieler Schmetterlings-, Korb- und Lippenblütler, Heidekraut-, Primel-, Borretsch- und Braunwurzgewächse (z. B. Fingerhut) und anderer Pflanzenfamilien; auch einige Bäume werden von Bienen als Pollenquellen genutzt: Weiden, Eichen und Ahorn.
    Gefährdet sind solche Standorte durch die "moderne" Forst- und Feldwirtschaft: Die nach dem Zweiten Weltkrieg forcierten Nadelbaum-Monokulturen führten zu dunklen Forsten mit lebensfeindlichen weil beschatteten und von dicken Nadelschicht bedeckten Böden; natürliche, durch Blitzschlag und Wind entstandene Lichtungen werden schnell wieder geschlossen, so daß Waldgesellschaften weniger Zeit bleibt, sich auszubreiten; die früher breiten Waldsaumbiotope, also die mehrstufige Übergangszone zwischen Feld und Hochwald, wurden vielerorts von der Forst- wie der Landwirtschaft zurückgedrängt und mit ihr die wichtige Pionierflora; sogar für das Mähen der für Bienen so wichtigen Wegränder fehlten Zeit und Geld nicht. Immerhin hat inzwischen ein Umdenken eingesetzt.

Waldrand mit Margeritenwiese
Waldrand mit Margeritenwiese: Dominant ist die Doldige Wucherblume (Tanacetum corymbosum)

Mischwald mit Waldziest Fingerhut auf einem Kahlschlag
Lichter Mischwald mit Waldziest-Bestand (Stachys sylvatica)   Fingerhut auf einem Kahlschlag

Senecio fuchsii Scrophularia nodosa
Fuchs-Greiskraut an einem Waldweg · Much   Die unscheinbare Braunwurz

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